Peinlicher Bauchfleck vor der Prosecco-Bar
Es gibt Dinge, die hab ich einfach drauf. Sportunfälle zum Beispiel. Kann ich, erledige ich gern gleich am ersten Urlaubstag.
Radtour in Italien. Angekommen in einer Kleinstadt, gelingt mir ein formidabler Bauchfleck vom Fahrrad direkt in den vollbesetzen Gastgarten einer Prosecco-Bar.
Mamma mia!
Die Sprudel-Trinker schlagen erschrocken die Hände über den Kopf zusammen. Eilen mit Eiswürfeln herbei. Debattieren, was zu tun ist. Ich liege am Boden, in der Hoffnung, dass mich selbiger ehebaldigst verschluckt. Tut er nicht. Ich versuche, mich unsichtbar zu machen. Gelingt mir nicht. Im Gegenteil. Meine Hand schwillt auf das Doppelte ihres normalen Umfangs an.
Im Krankenhaus schaut der Arzt mit sympathischer Gleichgültigkeit aufs Röntgenbild, doziert, dass ich im Ellenbogen ein Radiusköpfchen habe. Neuerdings in gebrochener Form. Er bietet mir einen formschönen Gips an.
Großartig!
So eine gebrochene rechte Hand bietet einem Rechtshänder ganz neue Perspektiven. Angeblich steigert es die Hirnleistung, wenn man Dinge wie Zähneputzen oder Schreiben zur Abwechslung mit der linken Hand erledigt. Wollt ich schon immer ausprobieren, bin nur nie dazu gekommen. Bis jetzt. Die Wirkung ist sofort sichtbar. Als Zahnpasta-Fleck auf dem T-Shirt, nicht als Spitzenleistung im Oberstübchen. Dort herrscht längst Durchzug. Diesen Urlaub brauche ich schließlich nicht mehr überlegen, ob ich schwimmen oder wandern gehe. Auch Autofahren geht nicht, womit mein Radius überschaubar ist.
Ich sitze im Garten, im Schatten des knorrigen Apfelbaums. Freunde karren stapelweise Bücher an. Darunter ein Schimpfwörter-Malbuch, in dem Erwachsene Flüche aller Art in bunten Farben ausmalen. In meinem Fall mit der linken Hand. So kann ich die neu gelernten Schimpfwörter gleich praktisch anwenden.
So eine ärztlich verordnete Auszeit unter dem Apfelbaum ist herrlich erholsam.
Auch ohne Gips empfehlenswert.
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