Der Apfel
Generationen von Kindern sind groß geworden mit einem Kanon von was sich gehört und was nicht. Oder anders: Der moralische Imperativ namens „Das tut man nicht“ hat ein gewisses Maß an gesellschaftlicher und sozialer Bildung und gutem Benehmen hergestellt; heute ist „Das tut man nicht“ ein Das-tut-man-nicht, weil jeder tut, wie ihm gefällt. Nicht auf der Straße essen, nicht breitbeinig in der U-Bahn fläzen, nicht mit vollem Mund sprechen ... – nur nix sagen!
Apropos voller Mund: Manch einer versteht die Benimm-Anarchie auch als eine Art Machtsymbol. Chefs mittlerer Qualität und solche, die glauben, schon welche zu sein, kündigen ihr Erscheinen in Besprechungen gerne mit einem krachenden Biss in den Apfel an – kennen Sie die auch? Und signalisieren kauend: Ich bin healthy, ich bin wealthy, ich bin ja so was von locker und pfeif auf den Benimm! Für Meeting-Kauer gilt aber auch: An apple a day, keeps the soziale Bildung away.
Kommentare