NMS soll reformiert werden. A geh! (2)
Offenbar habe ich meinen Leserinnen und Lesern mit meiner letzten Kolumne viel Freude bereitet. Fazit ein knallvoller E-Mail-Kasten und 99 Prozent Zustimmung, das kenn ich auch andersrum. Eine Leserin rügte zwar meine „blamable Grammatik“, aber selbst sie nicht den Inhalt. Leider waren bei der Übertragung meines digitalen Texts in die analoge Zeitung einige Buchstaben im Nirvana der Zwischenablage verschwunden, so dass mitten im Text das verstümmelte Wort timmen zu lesen war, wo es hätte heißen sollen: wertvolle Leserstimmen. Hier nun in vollständiger Fassung die Passage, in der ich eine Bildungspolitik kritisiere, die uns vorgaukelt, am Schicksal der NMS interessiert zu sein, aber in Wahrheit nur ein Ziel verfolgt, nämlich jenes(und jetzt fast wörtlich), sich die wertvollen Wählerstimmen der Nicht-NMS-Eltern zu erhalten und die der Lehrenden dort, denen man einredet, auf der Butterseite der Kaisersemmel zu unterrichten, während man sie mit beiden Beinen im ranzigen Fett stehen lässt.
Dieser Satz gefiel meinen gymnasialen Kollegen besonders. So schrieb eine Wiener AHS-Professorin: „Wie Recht Sie haben. Von Butterseite und Kaisersemmel bei uns keine Spur mehr, nur noch Kebab mit alles.“ Und ein Kollege aus Wels klagte: „Hauptsache, man befriedigt die Eltern, indem man auf’s Türschild Gymnasium schreibt.“ Ich verstehe den Ärger der Kolleginnen. Wem hat das Herumdoktern an der ehemals (und auf dem sogenannten Land nach wie vor) potenten und leistungsstarken Hauptschule nämlich noch mehr geschadet als dieser? Bingo, den städtischen Gymnasien: bis über den Rand der Legalität angefüllte Klassen (du wunderst dich, dass wenigstens im Blumentopf noch ein Gummibaum sitzt und nicht ein Kind), finanziell ausgehungert (die kaputte Klassenuhr zahlt der Elternverein, oder sie bleibt kaputt), Kolleginnen, die aus Frust w.o. geben, weil inzwischen auch in der AHS jedes zweite Kind glaubt, dass der Hausverstand ein Billa-Mitarbeiter ist. Nur schüchtern angefragt jetzt: Wie wäre es, NMS und AHS würden die Probleme künftig miteinander angehen statt gegeneinander – und die Schulpolitik, so gut es geht, außen vor lassen? niki.glattauer
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