Nicht einmal ganz arg

#Meine Stadt: Was der Wiener sagen will, wenn er sagt, irgendetwas wäre „ned amoi gans oag oasch“ gelaufen.
Uwe Mauch

Uwe Mauch

Da war sie wieder, die doppelte Wiener Verneinung mit mentaltypisch analfixierter Verstärkung: Die Sache (sie tut hier nix zur Sache), erklärte uns der Bekannte mit dem Ausdruck gleichgültiger Anerkennung, also diese Sache wäre „ned amoi gans oag oasch“ gewesen.

Er hätte auch sagen können, dass alles gut war, aber dann hätte er uns nur die Hälfte über die Sache, diese Stadt und sich selbst verraten. Denn er war naturgemäß mit der klassischen Wiener Erwartungshaltung an die Sache herangegangen: „Des wiad sicha oasch.“ Die Sache war neu in Wien, es gab keine Erfahrungswerte, und dem Neuen begegnet man in Wien vorsichtshalber mit Vorsicht.

Er hätte sich auch sagen können, dass das sicherlich nicht gut wird, aber auch da hätte Entscheidendes gefehlt. Denn erst wenn etwas in Wien mit weich ausgesprochener Betonung versehen wird, ist klar: hier geht’s beinhart ums Ganze.

Nun war die Sache gar nicht so schlecht gelaufen, ganz im Gegenteil. Na, was blieb dem Wiener Bekannten übrig? Zugeben, dass er wieder einmal dem Neuen nichts zugetraut hatte, das konnte, das wollte er nicht. Das ist hierorts nicht stadtkonform, das war aber auch gar nicht nötig. Denn wir anderen wussten auch so: Die Sache war gut, sehr gut sogar.

Kommentare