Narrenfreiheit am Hofe

Kaiser Franz Josef eröffnet 1869 das neue Opernhaus für Soireen und Konzerte.
Lisbeth  Bischoff

Lisbeth Bischoff

Tanzfeste sind aber verpönt. Doch da hat Seine Majestät nicht mit der Feierlaune der Wiener gerechnet. Als Eduard Strauß mit der Straußkapelle erstmals seine Opernsoiree-Polka zur Aufführung bringt, hält es die Wiener nicht mehr auf ihren Sesseln. Sie tanzen. Die kaiserliche Spaßbremse wird einfach ignoriert.

In der Theatersaison 1877/78 werden drei Opernsoiréen angekündigt. Die Einladungskarten des Comités tragen die Bezeichnung "u.A.w.g.: Unter anderem wird getanzt!"

Unter Kaiser Karl VI. wird es von Maria Lichtmess bis Aschermittwoch turbulent am Wiener Hofe. Doch Tochter Maria Theresia erlässt 1746 eine "Ballordnung": damit man sich wieder zu benehmen weiß.

Durch den Walzer erlebt der Fasching im 19. Jahrhundert einen wahren Aufschwung. Doch während des Wiener Kongresses gibt es kein Halten mehr. Die zahlreichen Exzesse führten zu Protesten vonseiten des Klerus.

Wobei der Kanzlerprediger Zacharias Werner mit einer Messe bei den Franziskanern Aufsehen erregte. Am 8. Dezember 1814 hielt er seine berühmte Rede über "das gefährlichste Stückchen Fleisch" am Menschenkörper. Nachdem er an Deutlichkeit nichts ausgelassen hatte, fragte er sein entsetztes Publikum: "Soll ich es euch zeigen?" Die Damen waren der Ohnmacht nahe, die Herren warteten fassungslos, wozu der Prediger fähig wäre – als er donnernd verkündete: "Meine Damen und Herren, sehen Sie hier die Ursache unserer Sünden!" Dann streckte er die Zunge heraus.

Wie eine Kostümierung zum Skandal werden kann, weiß man im englischen Königshaus: im Jänner 2005 erregt eine Verkleidung mediale Aufmerksamkeit. "Prinz Harry – der Nazi", titelt das Massenblatt Sun und liefert exklusive Partyschnappschüsse: der Prinz in Wüstenuniform mit Hakenkreuz-Armbinde. Buckingham-Palace versucht mit einer Entschuldigung des Prinzen zu kalmieren: "Es tut mir leid. Es ist eine schlechte Kostümwahl gewesen." Demaskierend!

Kommentare