Monkey Mind

Monkey Mind
Lassen Sie sich zu leicht ablenken? Klaus Eckels Gedankenkarussell.

1924 beschwerte sich der amerikanische Verleger Hugo Gernsback über die unzähligen akustischen Ablenkungen. „Überall knallende Autotüren und dann noch der Straßenlärm!“ Ich frage mich wie sich Hugo Gernsback heutzutage, am Parkplatz der Autobahnraststation Guntramsdorf, fühlen würde? 1925 erfand Gernsback dann den Isolater. Wenn Sie kurz lachen möchten, sollten Sie diese Erfindung unbedingt googeln.

Falls Sie jedoch diese Erfindung jetzt googeln, ist das bereits Teil des Problems. Sie lassen sich zu rasch ablenken. Ein mir bekanntes Thema. Während ich frühstücke, streichle ich oft die Katze, lese am Handy einen Zeitungsartikel und höre nebenbei einen Podcast über Konzentrationsstörungen. Die Katze starrt inzwischen seit 20 Minuten unentwegt mein Frühstück an. Da stellt sich schon die Frage, wer von uns beiden die Speerspitze der Evolution ist?

In der Wahrnehmung der Katze leide ich unter ADHS im Endstadium. Ameisenbären können sich überhaupt nur auf eine Aktivität konzentrieren. Riechen sie, dann hören sie auf zu hören. Beneidenswert. Wenn ich mich vom Monolog eines Mitmenschen genervt fühle, müsste ich einfach nur an ihm schnuppern. Es gibt drei Dinge, bei denen wir uns angeblich auf keinen Fall konzentrieren können. Beim Niesen, beim Lachen und während eines Orgasmus. Eine interessante Achtsamkeitserfahrung wäre, während eines Orgasmus zu niesen und deshalb lachen zu müssen. Wer sich dann zusätzlich noch auf seine Atmung konzentrieren kann, wird zum Lehrmeister von buddhistischen Lehrmeistern. Die Zerstreuung kann man sich jedoch auch zum Freund machen. Die Kinderärztin empfahl meiner Tochter während der Impfung: „Kikeriki“ zu rufen. Das lenkt die Schmerzen ab. Jetzt weiß ich endlich, was ich vorm Fernseher brüllen werde, wenn sie wieder einmal eine Pressekonferenz der Bundesregierung zeigen.

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