Mein lieber Schwan!

Schon eindrucksvoll, welch sonderbare Tradition es im britischen Königshaus gibt.
Lisbeth  Bischoff

Lisbeth Bischoff

Von heute bis 22. Juli findet auf der Themse die alljährliche Zählung der Schwäne statt. Die geschlüpften Jungtiere werden mit Ringen markiert. Das sogenannte Swan upping erfolgt mit Prunk und Brimborium – wie man es von den traditionellen Zeremonien der Windsors eben kennt. Seits dem 12. Jahrhundert gehören alle unmarkierten Höckerschwäne im Empire dem Souverän – und das ist Queen Elizabeth II. Seinerzeit waren Schwäne ein wichtiger Bestandteil des königlichen Speiseplans. Ein Festessen ohne gestopften Braten, drapiert mit Federn, war unvorstellbar.

Dreißig Hungrige können sich an ihm satt essen. Höckerschwäne können 1,60 m lang werden und wiegen oft bis zu 20 Kilo.

Unter Edward III. (um 1350) wurde der Entenvogel zu astronomischen Preisen gehandelt. Der Preis eines Schwans war rund zehnmal so hoch wie der einer Gans.

Ein Exemplar so eines Schwans kostete viermal so viel wie ein Fasan. Heute landet kein Schwan mehr auf der königlichen Tafel – so steht es auf der Website der Königin.

Es geht bei der Schwan-Zählung nur noch um Artenschutz und um den Gesundheitszustand des Gefieders zu überprüfen. Mit dem königlichen Schwanenwächter und einer Helferschar macht sich der offizielle Schwanenmarkierer Ihrer Majestät, David Barber, stets in der dritten Juli-Woche zum Swan upping auf. Die Aufgabe des "Swan Markers" ist seit 1482 im Gesetz verankert. Damals verabschiedete das Parlament den "Edwards IV’s Act for Swans", worin festgehalten ist, dass „Yeomen and Husbandmen (frühere Bezeichnungen für Farmer) und andere Personen von geringem Ansehen“ keine Schwäne besitzen dürfen.

Werden Schwäne gesichtet, so lautet das Kommando "swan up!", um sie aus dem Wasser zu heben, zu wiegen und zu zählen. Swan upping ist zur Touristenattraktion geworden. Wenn Sie also das Königreich besuchen, bedenken Sie stets: Hier ist fast jedes Lebewesen Untertan der Königin.

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