Maulkorbpflicht und Maskenkür

Maulkorbpflicht und Maskenkür
Wieso tragen die Menschen seit einiger Zeit Maulkorb? Daria macht sich so ihre Gedanken.
Birgit Braunrath

Birgit Braunrath

Ich trage jetzt Hundeschnauze. Es geht ja nichts über den besten Freundinnenkreis der Welt. Eine von ihnen, die mein Problem mit zu eng anliegenden Masken, welche das Dauerreden erschweren, sofort erkannt hat, schenkte mir eine Art Plastikmaulkorb für Menschen. Den befestige ich zwischen Mund und Maske – schon kann ich wieder reden, ohne Luft zu holen, und hab dabei nicht das Gefühl zu ersticken. Ich muss nur damit rechnen, dass jemand „Schnauze!“ zu mir sagt. Denn das Ding deformiert meine Vorderfront und sieht aus wie Hundeschnauze.

Apropos. Eine andere Freundin schenkte mir eine Maske mit Hundeschnauzen drauf. Rechts unterm Kinn ist ein Beagle zu sehen (also unter meinem Kinn, wenn ich die Maske richtig trage), und unterm rechten Auge ist ein lachender Beagle. Den zeigte ich Daria. Die lachte nicht, schnupperte nur irritiert an mir herum. Die vielen Hunde schienen sie weniger zu stören als meine Aufmachung.

„Dein Hund steht kopf!“

Daria kapiert nicht, wieso ihre Menschen seit einiger Zeit mit Gesichtsbekleidung herumrennen. Ich glaube, zu Beginn der Maskenpflicht hatte sie die Vermutung, dass dies einer meiner kreativpädagogischen Tricks sein könnte, um sie endlich zum Tragen des Maulkorbs zu überreden. Aber mit dem Partnerlook-Schmäh kriegt man Daria ohnehin nicht dran.

Daria scheint zu grübeln. Da die Maske bei mir nach wie vor zum neuen Styling gehört, ich ihr aber den Maulkorb nicht mehr an die Schnauze halte, muss es einen anderen Grund geben. Etwa eine Diät? Davon rät mir Daria entschieden ab.

Gestern bekam ich dann von einer meiner Freundinnen wieder eine neue Maske. Auf der ist ein großes Hundegesicht abgebildet. Ein Beagle. Daria war sofort verwirrt. Denn es handelt sich um irgendeinen Beagle und nicht um sie. „Machst du jetzt Werbung für die Konkurrenz?“, knurrte sie, und ich grinste unbemerkt unter meiner Hundeschnauze. Dann traf ich eine Freundin, die mich ähnlich schief anschaute wie Daria. „Was?“, fragte ich, schon leicht gereizt. „Findest du auch, dass ich Beaglemasken nur tragen darf, wenn Daria drauf ist?“ – „Nein“, lachte sie, „aber dein Hund steht kopf!“ Im Spiegel sah ich, dass ich die Maske tatsächlich verkehrt trug, und sagte: „Ach so, das ist bei meinem Hund normal.“

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