Krankenschwestern-Report
Nicht jede Schule ist eine Volksschule oder eine NMS oder ein Gymnasium. Zum Beispiel sind auch Krankenpflegeschulen Schulen, und wenn du mich fragst, wahrlich nicht die unwichtigsten im Land. Heuer feierte die „Schule für Gesundheits- und Krankenpflege“ im Wiener Wilhelminenspital ihr 100-Jahr-Jubiläum. 5000 Menschen bisher wurden dort zu DGKP („Diplomiertem Gesundheits- und Pflegepersonal“) ausgebildet. Anders gesagt: 5000 Menschen wurden (und jedes Jahr mehr werden) dort das, was man gemeinhin Krankenschwester und Pflegehelfer nennt, Menschen, ohne die unsere Gesellschaft – sagen wir, wie es ist – zusammenbrechen würde, vor allem in ihren geriatrischen Bereichen, angefangen von der professionellen Heimhilfe bis zur Bettenstation mit Palliativbetreuung im Altersheim. Was am Beginn unseres Lebens die Elementarpädagogin und der Volksschullehrer, das sind am Ende unseres Lebens nämlich die Krankenschwester und der Palliativassistent.
Und leider bezeichnend: Woran Schule leidet und krankt, daran leidet und krankt auch die Altenversorgung, nämlich an Einsparungen, Bürokratisierung, Überreglementierung und Ahnungslosigkeit vieler Entscheidungsträger. Ein Beispiel nur: Wie kann es sein, dass in den sogenannten Wiener Pensionisten-Wohnhäusern im Nachtdienst eine einzige diplomierte Krankenschwester (tapfer unterstützt von zwei Pflegerinnen) für 200 Apartments zuständig ist und gleichzeitig für zwei Bettenstationen mit 72 Patienten?
Und weil mich schon die Frage sprachlos macht, gleich noch einmal, remixed und fett gedruckt: Wie kann es sein, dass in öffentlichen Altersheimen eine Diplomierte, wenn sie Nachtdienst hat, für sämtliche 200 Apartments des Hauses zuständig ist und ganz „nebenbei“ noch für die inzwischen üblichen zwei Bettenstationen mit 72 (!) Dementen, Todkranken und Sterbenden? 24 Stunden später wieder im Tagdienst, wird dieselbe Krankenschwester jene Stunden, die sie früher an den Patientenbetten verbringen konnte, übrigens genervt vor dem Computer sitzen. Die Sekretärinnen, die es früher für den Papierkram gab, wurden im Zuge der Digitalisierung nämlich eingespart.niki.glattauer
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