
Guidos Kolumne: Autos waren mir egal – bis Niki Lauda kam
1974 packte mich die Formel 1 – nicht wegen Autos, sondern wegen Niki Lauda. Und einem Auto mit sechs Rädern.
Im Jahr 1974 – ich war sechs Jahre alt – habe ich begonnen, regelmäßig Formel 1 zu schauen. Dabei habe ich mich für Autos überhaupt nicht interessiert.
Es gibt ein Foto, da sitze ich im VW Käfer meines Vaters und drehe desinteressiert am Lenkrad. Mein Onkel Adolf setzte mich damals während einer Fahrt auf seinen Schoß – undenkbar heute! – und ließ mich am Steuer mitarbeiten. Ich war starr vor Angst. Anschließend erzählte er meinen Eltern davon, und ich weiß noch, dass ich fürchtete, bestraft zu werden.
Ehrlich gesagt ließen mich Autos kalt, aber ich fand die Person Niki Lauda faszinierend. 1974 war das erste Jahr, in dem er große Erfolge einfuhr, und er war einfach großartig in seiner kaltschnäuzigen Art. So wie er wollte ich sein, so überlegen, kühl und alles beherrschend.
1974 war überhaupt ein interessantes Jahr, es herrschte die Ölkrise, und die Energieferien wurden eingeführt. Ich kann mich dunkel an ein Formel-1-Auto erinnern, von dem ich mir nicht mehr sicher bin, ob ich davon nur geträumt habe: der Sechsrad-Tyrrell.
Laut Internet gab es den wirklich, und er sah bizarr aus: Er hatte vier Vorderräder. Offenbar hatten die Ingenieure die Idee, mittels vier kleiner Vorderräder den Luftwiderstand zu verringern, das Auto war 1976 wirklich ein Erfolg, gewann sogar ein Rennen.
Ich weiß noch, dass ich ihn einfach großartig fand, weil er so empörend anders war. In meiner Erinnerung waren die Rennen damals übrigens tatsächlich noch spannend. Im Idealfall gewann Niki Lauda, und das war nicht so selten. 1978 hatte ich Erstkommunion, das war damals wichtig. Den Schulausflug danach ließ ich aber aus, denn es fuhr Niki Lauda, das wollte ich sehen. Lauda fiel dann übrigens auch aus, aber ich war dennoch nicht unzufrieden mit dem Tag. Mit den anderen Kindern Torte zu essen, erschien mir deutlich weniger spannend.
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