Guido Tartarotti

Guidos Kolumne: Die Kunstform die das Leben prägt

Ernsthaftigkeit ist sehr wichtig, aber man sollte den Humor kennen, um den Ernst zu schätzen – und umgekehrt.

Heute muss ich ein Geständnis machen. Keine Angst, es ist kein schlimmes Geständnis, ich habe niemanden gemeuchelt oder so. Aber ich liebe Blödeln. Meine Ex-Freundin hat einmal gesagt, Blödeln sei der Sinn des Lebens. Das klingt ein wenig übertrieben, aber ich habe keinen Grund, ihr nicht zu glauben, meine Ex-Freundin hat meistens recht.

Für mich ist Blödeln einfach eine Kunstform. Blödeln kann sehr elegant sein! Mehr noch: Ich glaube, Blödeln ist ein Mittel, um halbwegs in Würde zu überleben, die einzige Notwehrwaffe gegen die Zumutungen des Lebens, die uns das Schicksal in die Hand gedrückt hat. Und das Leben mag Zumutungen.

Mit Humor können wir uns dagegen wehren, und das sollten wir ausgiebig und nach Kräften tun. Ich misstraue ja Menschen, die dem Blödeln misstrauen, also offenbar keinen Humor besitzen. Aber es gibt sie natürlich, sie können ja auch nichts dafür, ich kenne einige von ihnen. Es ist natürlich nichts falsch daran, ernsthaft zu sein, im Gegenteil, Ernsthaftigkeit ist sehr wichtig. Aber alles zu seiner Zeit. Man sollte den Humor kennen, um den Ernst zu schätzen – und umgekehrt.

Ich kenne aber vor allem Menschen, die hinreißend blödeln können. Meine schon öfter erwähnte Cousine gehört dazu, und sie beherrscht auch das zweideutige Blödeln perfekt. Mich hat in Sachen Blödeln Otto Waalkes geprägt. Mein Vater hat ihn eine Zeitlang sehr gemocht und ständig seine Platten gehört. Otto ist ein großer Blödelkünstler, ich habe mich kaputt gelacht über ihn, dabei habe ich die Hälfte seiner Witze gar nicht verstanden.

Es gibt Menschen, mit denen ich alle paar Tage Blödel-WhatsApps austausche. Und ich finde, es sind sehr wertvolle Menschen. Sie machen die Welt lustiger und damit auch heller. Man sollte ihnen Preise verleihen und Doktortitel, es ist schön, dass es sie gibt.

Guido Tartarotti

Über Guido Tartarotti

Guido Tartarotti wurde, ohne vorher um Erlaubnis gefragt worden zu sein, am 23. Mai 1968 zur Mödlinger Welt gebracht. Seine Eltern sind Lehrer, und das prägte ihn: Im anerzogenen Wunsch, stets korrekt und dialektfrei zu sprechen, glaubte er bis in die Pubertät, Vösendorf heiße eigentlich Felsendorf. Das Gymnasium Perchtoldsdorf, wo es damals u. a. eine strenge Einbahnregelung für die Stiegenhäuser gab, verzichtete nach einigen Verhaltensoriginalitäten seinerseits nach der fünften Klasse auf seine weitere Mitarbeit. Also maturierte er in der AHS Mödling-Keimgasse. 1990 begann er in der KURIER-Chronikredaktion. 1994 wurde er Leiter der Medienredaktion, ein Jahr darauf auch der Kulturredaktion. Beide Positionen legte er 2004 zurück, um wieder mehr Zeit zum Schreiben zu haben.

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