Aber in den Köpfen der Leute ist man im „Nördlichen“ oft den benachbarten Niederösterreichern näher, und im „Südlichen“ können einem die „Großkopferten“ aus dem Norden gestohlen bleiben.
Wenn die Eisenstädter zur Verwandtschaft aus dem Südlichen sagen: „Wir fahren immer zu euch. Kommt uns doch einmal in Eisenstadt besuchen!“, kann es vorkommen, dass die Südlichen dankend ablehnen: „Unser Auto geht nur bis Sieggraben, dann dreht’s um.“
Die Wespentaille
Das Burgenland hat seit mehr als 100 Jahren eine Sollbruchstelle, eine Enge, an der sich die Geister und die Leut’ scheiden: den Sieggrabener Sattel. Der sattelt das Burgenland an seiner engsten Stelle und wirft alle in die eine oder in die andere Richtung ab.
Die Historikerin Brigitte Krizsanits nennt diese Engstelle schmeichelhaft „die Wespentaille des Burgenlandes“. Und man denkt dabei sogleich an ein Wespennest: Sticht man hinein, summt und brummt es: Die „Nördlichen“ nennen die „Südlichen“ hinterwäldlerisch (so lange, bis sie einmal selbst dort waren). Die „Südlichen“ halten die „Nördlichen“ für eingebildet (so lange, bis sie selbst einige kennengelernt haben).
Das wirksamste Mittel gegen Vorurteile sind Kontakte. Und so wünschen wir dem Burgenland, dass öfter zusammenkommt, was zusammengehört; dass es 104 Jahre nach seiner Gründung zusammenwächst.
Niederösterreich ist fünfmal so groß wie das Burgenland. Na und? Das Burgenland kann locker mithalten. Es ist so groß an Vielfalt, Kultur, Natur, Kulinarik, Menschen … Die Burgenländer sind ganz besondere Leut’. Alle. Im Süden, im Norden und mitten drin.
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