WhatsApp-Wahnsinn: Wie absurd Gruppenchats sein können

WhatsApp-Gruppen sind für Klaus Eckel Fluch, aber auch Quelle unbeabsichtigten Humors.
Klaus Eckel

Klaus Eckel

WhatsApp-Gruppen begannen als Segen und entwickeln sich zum Fluch. Ich bin derzeit in 83 Gruppen Vereinsmitglied – von Schule bis Paddle-Tennis. In 90 Prozent dieser virtuellen Plapperblasen verhalte ich mich wie ein Voyeur: Ich lese, aber schreibe nicht. Es gibt natürlich auch WhatsApp-Exhibitionisten, die schreiben – unabhängig davon, ob jemand lesen will.

"Ping": Wo ist die Tupperware-Box?

Aus diesen virtuellen Kontaktgruppen erfuhr ich von mir völlig unbekannten Menschen, dass Bernd am Montag eine Darmspiegelung hat, Tante Gerti ihre Beißschiene vermisst und dass am Sonntag das Kinderschminken in der Lugner City abgesagt wird.

Letzte Nacht wurde ich um 3.23 Uhr von einem „Ping“ geweckt. Die Mitteilung lautete: „Hat wer Anna-Lenas blaue Tupperware-Box?“ Kein Wunder, dass Tupperware in Konkurs gegangen ist, wenn sie den nach Erholung strebenden Menschen um seine Nachtruhe bringen.

Andererseits: Was muss das für ein Gehirn sein, das sich im Augenblick, in dem durchs Fenster ein Stück des Universums ins Schlafzimmer strahlt, nicht sofort Fragen stellt wie „Woher kommen wir?“ und „Wohin gehen wir?“, sondern: „Bitte, wo ist die depperte Plastikschachtel?“ 

Schild an der Schlafzimmertür

Als Fan meines Schlafs habe ich jetzt für mein Handy ein Schild, das eigentlich für Hunde vorm Supermarkt entwickelt wurde, auf die Schlafzimmertür geklebt: „Ich muss leider draußen bleiben.“

Eine weitere Epidemie sind Sprachnachrichten – meist im Gehen gesprochenes, endloses Gebrabbel, das im Hintergrund begleitet wird von Rolltreppengeräuschen, frisierten Mopeds und der U-Bahn-Durchsage: „Zurückbleiben bitte!“ Angeblich überlegt bereits Amnesty International, das Anhören von Sprachnachrichten in die Liste der akustischen Folterinstrumente aufzunehmen. Mit Recht denken Sie jetzt: „Dann lösch doch einfach WhatsApp, du Jammerlappen!“ Privat würde ich das gern. Doch beruflich betrachtet bleibt WhatsApp einfach eine unversiegbare Quelle des unbeabsichtigten Humors.

Klaus Eckels aktuelles Programm „Wer langsam spricht“ ist noch bis Ende dieses Jahres zu sehen: globe.wien.

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