Wenn sich Tiere mit diversen Rauschmitteln die Kante geben

Befindet sich das Elch auf Beisltour? Das fragt sich Klaus Eckel.
Im Fernsehen sah ich einen Bericht über betrunkene Meerkatzen. Regelmäßig entwenden diese hinterlistigen Tiere von der Strandbar eines Karibikhotels halbvolle Cocktailgläser, um deren Restbestände nachher in den Schlund zu kippen. Wählerisch sind sie dabei nicht: Mojito, Piña Colada, Sex on the Beach – das komplette Happy-Hour-Programm. Lederhosen haben sie dabei nicht an, sonst wäre es ein klarer Hinweis auf das Oktoberfest der Meerkatzen.
Klassische Frusttrinkerin
Als Hobbytiertherapeut würde ich eine Identitätsstörung diagnostizieren. Die Meerkatze ist eine klassische Frusttrinkerin, weil sie weder eine Katze ist noch gerne im Meer. Jetzt könnte man argumentieren, dass immer mehr Identitäten im Wandel sind.
Vielleicht fühlt sich tief im Inneren mein Siamkater als Flusspferd, und der Windhund des Nachbarn möchte als Graugans gelesen werden.
Wirklich bemerkenswert ist jedoch, dass in den letzten Jahren immer mehr Tiere dabei beobachtet werden, wie sie sich mit diversen Rauschmitteln die Kante geben. Schwalben leeren sich vergorenen Nektar hinter die Binde, Elefanten betäuben sich mit Marula-Früchten, Honigdachse hauen sich den fermentierten Honig rein, Delfine beschwipsen sich mit dem Gift von Kugelfischen. Die Liste wird ständig länger.
Die regelmäßige Einnahme von Rauschmitteln ist meistens ein Zeichen dafür, dass man mit der Realität hadert. Sind jetzt nicht nur Menschen, sondern auch Tiere Wirklichkeitsflüchtlinge? Nachvollziehbar wäre es. Igel haben vermutlich die Schnauze voll davon, ständig von Rasenmäherrobotern gejagt zu werden, Delfine sind den täglichen Plastiksackerl-Slalom leid, und Eichkätzchen erzürnt, dass auf den im Vorjahr vergrabenen Nüssen plötzlich ein Gewerbepark steht.
Emil auf Beisltour
Übrigens: Etliche Hirscharten benebeln sich mithilfe von vergorenen Äpfeln. Dank dieser Information wurde mir endlich klar – Elch Emil hat sich niemals verlaufen, sondern befindet sich derzeit auf einer europaweiten Beisl-Tour.
Klaus Eckel, Kabarettist. Sein aktuelles Programm „Wer langsam spricht“ ist nur noch bis Ende dieses Jahres zu sehen: globe.wien.
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