KI-Videos: Wer soll das bitte alles glauben?

Kann das wahr sein? KI generierte Videos lassen den Kabarettisten Klaus Eckel zweifeln.
Klaus Eckel

Klaus Eckel

In letzter Zeit beginnt mein morgendlicher Internet-Rundgang mit KI-Kurzvideos, welche das in meinem Kopf befindliche Zentrum für logisches Denken schnappatmen lassen. Da springt ein Nilpferd auf einem E-Scooter über die Mausefalle in Kitzbühel. Jeff Bezos wühlt sich im Secondhandladen durch eine Kleiderkiste und fragt die Verkäuferin: „Was ist letzter Preis?“ Hans Krankl, wie er auf einer Blumenwiese Veilchen pflückt und dazu „I am from Austria“ trällert. Vier Räuber, die am helllichten Tag über ein Fenster in den Louvre einsteigen und Kronjuwelen einpacken.

Widersprüchliche Gefühle

Wer soll das bitte alles glauben? KI-Videos lassen in mir zwei widersprüchliche Gefühle aufsteigen – Belustigung und Besorgnis. Youtube wird derzeit von unzähligen, KI-produzierten Falschnachrichten geflutet.

Da gibt es Filmtitel wie: „Skandal! EU genehmigt erstmals Ehe zwischen Mensch und Kühlschrank!“ und „Breaking News! René Benkos smarter Lautsprecher will vor Gericht gegen ihn aussagen!“ 

Offensichtlicher Unsinn

Vermutlich denken Sie sich jetzt: „Das ist doch offensichtlicher Unsinn.“ Doch dann liest man die darunter angeführten Kommentare und muss feststellen: offenbar nicht für alle. Manche Menschen wollen Lügen einfach so lange glauben, bis sie in ihrem Kopf wahr werden.

Natürlich war das schon immer so – auch die unbefleckte Empfängnis beruht vermutlich nicht ausschließlich auf Fakten. Doch derzeit wird die Realität zum Abo, welches man offensichtlich jederzeit abbestellen kann. Das alles führte bei mir zu einem Vertrauensverlust.

Mittlerweile betrachte ich im Auto die Bilder meiner Rückfahrkamera mit Skepsis. Ist dieser Parkplatz wirklich leer oder wurden am Bildschirm die Mülltonnen nur wegretuschiert? Sitzt da vorne auf der Parkbank eine Amsel oder ist das eine gefiederte Überwachungsdrohne? Natürlich hat diese Haltung einen Vorteil. Immer wenn ich in der Früh in den Badezimmerspiegel blicke, denke ich mir: „Schrecklich! Aber vermutlich bin ich das gar nicht.“

Klaus Eckel, Kabarettist. Sein Programm ist nur bis Ende 2025 zu sehen: globe.wien.

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