Herr im Haus vorm Aus: Wenn die Roboter den Haushalt schupfen

Roboter saugen, putzen Fenster. „Glaubst du, dein Haus braucht dich überhaupt noch?“, fragt Klaus Eckel einen Freund.
Klaus Eckel

Klaus Eckel

Da saßen wir nun schweigend nebeneinander, aßen Erdnüsse und starrten auf eine riesige Glasscheibe. Mein Nachbar Peter präsentierte mir seine neueste Errungenschaft: einen Fensterputzroboter. Links, rechts, runter, hoch. Auf mich wirkte das Gerät wie eine Mischung aus Gecko und Schildkröte, das wie auf einer Silent-Disco-Party hypnotisch über die Scheibe tänzelte. Zentimeter für Zentimeter fraß sich der chinesische Fensterkrabbler über das Glas. Stets auf der Suche nach Fettflecken, Fliegenkadavern, Kindernasenabdrücken. 

Durch die geputzte Scheibe konnte ich im Garten den nächsten Hausdiener entdecken: einen Rasenmäherroboter. Er umzingelte gerade im Rahmen seiner letzten Saisonausfahrt auf der Wiese ein einsames Herbstblatt. Er hielt kurz inne, als würde er dem vergilbten Blatt die letzte Beichte abnehmen, danach fuhr er kaltblütig drüber.

Biomasse im Arbeitsbereich

Im selben Augenblick stupste mich etwas am Fuß: ein Staubsaugerroboter. Er hatte seine Ladestation verlassen und begann mit seiner abendlichen Schmutzpatrouille. Seine stumme Aufforderung an mich war klar verständlich: „Platz da, Biomasse, du stehst im Arbeitsbereich!“ 

Ich hob meinen Fuß, schluckte ein paar Erdnüsse hinunter und musste einfach meinem Nachbarn folgende Frage stellen: „Peter, glaubst du, dein Haus braucht dich überhaupt noch?“ „Eher nein“, erwiderte Peter. „Vermutlich bin ich für meine ganzen Roboter nur noch ein Teil der Deko.“ „Na ja“, versuchte ich zu trösten, „du bist schon wichtiger als die Duftkerze. Immerhin bezahlst du die Stromrechnung.“

Eine Stunde später ruhten die Roboter in der Ladestation, Haus und Garten waren gesäubert. Wir verharrten nach wie vor regungslos auf dem Sofa. Peter dachte laut nach: „Wenn ich den ganzen Arbeitsschweiß an Roboter auslagere, was ist dann in Zukunft meine Aufgabe?“ „Erstens atmen“, erwiderte ich, „und zweitens – die Erdnussschalen dürfen wir noch selber öffnen.“

Klaus Eckel, Kabarettist. Sein aktuelles Programm ist nur noch bis Ende dieses Jahres zu sehen: globe.wien.

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