Warum die Welt mehr Piwis braucht

Eine Flaschenpost über die Vorteile der Piwis, die auf der Zunge kitzeln und leicht pitzeln wie Kiwis und duften wie Hollerblia.
Juliane Fischer

Juliane Fischer

Wer glaubt, die niederschlagsreiche Steiermark freut sich, dass der Klimawandel die gewünschte Trockenheit beschert, der irrt. Denn das Gegenteil ist der Fall: „Unser Niederschlag kommt fast ausschließlich von der Adria. Wenn es dort wärmer wird, verdunstet mehr Wasser, das dann in den steirischen Hügeln abregnet. Die Weststeiermark bekommt am meisten davon ab, weil die Koralpe wie ein Regenschild wirkt“, sagt Christof Winkler-Hermaden. Durchschnittlich haben die Steirer jährlich zwischen 900 (Vulkanland Steiermark) und 1.500 (Weststeiermark) Millimeter Niederschlag. Die Familie Winkler-Hermaden experimentiert deswegen mit pilzwiderstandsfähigen Sorten. Damit können sie bei feuchten Bedingungen einfacher Wein machen. Derzeit haben sie sieben Prozent der sogenannten Piwis, nämlich Souvignier gris und Muscaris, mit dem der Betrieb einen leichten frischen Wein für die heißen Sommer möchte. Muscaris 2018 zum Beispiel duftet nach Zitronenverbene, Hollerblia und Litschi.

Warum die Welt mehr Piwis braucht

Er schmeckt leicht und erfrischend nach Weingartenpfirsich, Apfelminze, Honigmelone und Limette, aber auch ein bisschen metallisch-kühl und an eine Kiwi erinnernd, die auf der Zunge pitzelt. Dass die Rebsorte mit dem echten und dem falschen Mehltau klarkommt, bedeutet weniger bis gar kein Spritzen gegen Pilzkrankheiten, also weniger Traktorstunden und damit auch weniger Bodenverdichtung sowie weniger Diesel. Sie verdienen viel mehr Beachtung, diese zukunftsfitten Piwis.

Sie kostet sich durch die Weinwelt, arbeitet als freie Journalistin und zum Ausgleich in ihrem Weingarten in Niederösterreich.
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