Was treibt Menschen an, Präsident eines Fußballklubs zu werden?
Sportlandesrat, Sportminister – was gibt es Schöneres für einen Politiker, als neben erfolgreichen Sportlern zu stehen. Eine Pressekonferenz mit Hirscher, ein Bild mit Thiem posten, ein Interview im Rahmen einer WM geben. Politiker können nur gewinnen, wenn sie sich hinter, vor oder neben Sportler stellen. Neben erfolgreiche Sportler.
Interessenskonflikt
Aber was, bitte, treibt Menschen an, Präsident eines Fußballklubs zu werden. Hans Peter Doskozil war in seiner Zeit als Verteidigungsminister auch für den Sport zuständig. Immer wieder war er auch mit erfolgreichen Sportlern zu sehen. Und dennoch wollte er Präsident des SK Rapid werden. Auch noch, als schon klar war, dass er Landeshauptmann des Burgenlandes wird.
Am Beispiel Doskozil zeigt sich, wie emotional Fußballanhängerschaft sein kann. Im April wurden die besten Sportler des Burgenlandes geehrt, kurz vor einem Spiel zwischen Mattersburg und Rapid. Der Moderator fragte den Landeshauptmann, wem er denn beim Wien-Burgenland-Duell die Daumen drücke. Der sonst verbal oft geschickt ausweichende Doskozil antwortete klipp und klar, dass er den Wienern die Daumen drücke, mit den Worten: „Für mich gibt es nur einen Verein, das ist der SK Rapid.“
Netzwerker
Es gibt doch viele andere Möglichkeiten, um seinem Herzensklub zu helfen. Sein Vorgänger Hans Niessl stand stets zu seiner Liebe zur Wiener Austria. Er setzte sich ins Kuratorium des Vereins, wo es sich auch gut netzwerken lässt.
Aber gleich Präsident werden – ehrenamtlich noch dazu, ohne einen Cent zu erhalten? Menschen, die im Privatleben erfolgreich und/oder anerkannt sind, verbinden damit ihr Image mit Erfolg oder Misserfolg des Klubs. Ist das wirklich nur einer großen Portion Eitelkeit geschuldet?
Michael Krammer ist erfolgreicher Unternehmer in der Telekom-Branche und kann sich als Rapid-Präsident für das neue Stadion rühmen lassen. Der abtretende Klubchef muss sich trotzdem von den Fans immer wieder gefallen lassen, sich mehr ums Business gekümmert zu haben und zu wenig um die Kampfmannschaft. Das ist nämlich, was meistens überbleibt. Aber vor allem musste Krammer immer wieder öffentlich grade stehen für unverbesserliche Fans, musste sich rechtfertigen für unmotivierte Profis.
Der Makel
Aber er hat auch die Personalpolitik auf der Führungsebene zu verantworten. Unter Krammer wurde Zoran Barisic als Trainer gefeuert, obwohl er Zweiter war. Die folgenden Entscheidungen punkto Sportdirektor und Trainer waren alles andere als glücklich. Er korrigierte aber auch falsche Entscheidung, doch immer wieder hing daran der Makel, dass dies nur unter Druck der Fans passiert sei. Und auch das ist nicht förderlich für das Image eines mutigen Entscheidungsträgers.
Und dennoch wird einer ab Ende November wieder auf der grün-weißen Wolke sieben schweben, weil er zum Präsidenten des SK Rapid gewählt worden ist.
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