Juliane Fischers Flaschenpost: Rhoihesse Korallenkalk

Juliane Fischers Flaschenpost: Rhoihesse Korallenkalk
Die Weinberge tragen verwunschene Namen, dort wo die Korallenbänke des Urmeers einst waren.
Juliane Fischer

Juliane Fischer

Goldberg und Hundertgulden, Honigberg und Steinacker, Eselspfad und Laurenziberg – diese Orte klingen wie einer Märchensaga entnommen. Man findet sie alle im Bereich Bingen, einem der drei Teile von Deutschlands größtem Weinanbaugebiet Rheinhessen (fast 25.000 Hektar). Zum Vergleich: Alle Weingärten in ganz Niederösterreich kommen zusammen auf rund 28.000 Hektar. Entsprechend unterschiedlich sind auch hier Boden, Klima, Winzerdenken und alles, was sonst noch das Terroir prägt: warmes Klima und schwerer Lehm im Wonnegau oder der rote Schiefer, den ich mir für die Flaschenpost im Juni angesehen habe.

Märchenhaft

Die Märchenorte sind alle im Portfolio von Tobias Knewitz aus Appenheim. „Wir sind waschechte Rheinhessen oder, wie man hier sagt, Rhoihesse“, stellt der Winzer  klar. Sein Riesling Hundertgulden, den man unter www.trinkreif.at bestellen kann, verdankt die druckvolle Mineralität dem Kalkstein, der aus den Korallenbänken des tertiären Urmeeres entstand. Damit kokettiert der Slogan „Knewitz – Ein Weingut am Meer“. Vom Hundertgulden-Berg blickt man über das Mainzer Becken  auf den Westerberg, bis nach Ingelheim und zum Rhein. Mit der Weinlese ist man im nördlich-kühlen Teil von Rheinhessen zehn bis 14 Tage später dran als in der Pfalz. Vor 20 Jahren, erzählt Knewitz, seien die Trauben hier gar nicht richtig reif geworden. Das ist aber auch schon das einzig Positive an der Klimaerwärmung.

Sie kostet sich durch die Weinwelt, arbeitet als freie Journalistin und zum Ausgleich in ihrem Weingarten in Niederösterreich.
Auf den Geschmack gekommen? Bei Anregungen und Feedback zu Wein und Weinkultur schreiben Sie der Kurier-Freizeit-Redaktion unter flaschenpost@kurier.at

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