Juliane Fischers Flaschenpost: Der altmodische Moussierpunkt

Gehört der Schaumwein wirklich in ein Sektglas?
Maggie Henríquez leitet das Champagnerhaus Krug und führt einen Kreuzzug gegen Sektflöten und Champagnerschalen.
Juliane Fischer

Juliane Fischer

Du hast gerade die Flasche geöffnet. Wirst du ihn in einer Sektflöte servieren?“, flötete Maggie Henríquez in die Kamera. Sie führt nicht nur das Traditionshaus Krug Champagner, sondern auch einen Kreuzzug gegen Sektflöten. „Warum würdest du guten Wein da hineinzwingen wollen?“, fragt sie, um dann einen Vergleich zu ziehen: Das wäre wie mit Ohrstöpsel ins Konzerthaus zu gehen. Dann hört man nur die lauten Töne und verpasst all die fragilen Aromen und Geschmacksrichtungen, die die Harmonie erst richtig ausmachen.

Sektschalen

Viele Schaumweinfreunde sind auch verführt, sich an die stylischen Sektschalen im Retro-Chic zu klammern. Sie wärmen damit ihr Getränk in kürzester Zeit und außerdem verflüchtigt sich die Kohlensäure ruckzuck. In der Schale bleibt ein schaler Schaumwein zurück. Verwenden wir sie besser für Pudding, Cremen, Sorbets und Eis! Apropos Kohlensäure: Sektgläser sind unten oft angeritzt. Vom sogenannten Moussierpunkt aus steigt die sprudelnde Perlenkette auf in Richtung Oberfläche. Auch davon hält Henríquez wenig: „Dieser altmodische Punkt bricht die Kohlensäurebläschen, um diese Sprudelsäule herzustellen. Ich finde, das extra hervorzurufen, ist ein Irrweg und eine Unart. Die Bläschen haben Geschmack, sie sollten nicht zerstört werden. Das zerstört die Schönheit des Schaumweins.“

Was also stattdessen nehmen? Weißweingläser! Plus gute Musik dazu. So eine, bei der man auch die feinen Zwischentöne hört.

Sie kostet sich durch die Weinwelt, arbeitet als freie Journalistin und zum Ausgleich in ihrem Weingarten in Niederösterreich.
Auf den Geschmack gekommen? Bei Anregungen und Feedback zu Wein und Weinkultur schreiben Sie der Kurier-Freizeit-Redaktion unter flaschenpost@kurier.at

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