Johannas Fest: Flaute im Wald
Der Steinpilzlieferant unseres Schlosswirts zuckt die Achseln: „Es steht nix.“ Ehe ich die Hoffnungslosigkeit der Situation akzeptiere, unternehme ich mit meinem Mann noch eine schweißtreibend steile Wanderung zu einem für gewöhnlich verlässlichen Parasol-Platz. Gefunden haben wir nichts, aber wirklich gar nichts; nicht einmal ein paar Boviste, Hallimasch oder Semmelstoppelpilze. Steinpilze oder Eierschwammerln im Supermarkt zu kaufen, verbietet mir mein Sammler-Ehrgeiz.
Handelsübliche gezüchtete Austernseitlinge oder Shitakepilze schmecken eher langweilig. Dabei ginge es auch anders: Vergangenes Wochenende hatten wir Besuch von Ursula. Sie lebt in Zürich und teilt meine Begeisterung für die Jagd auf essbare Hutträger. Als Gastgeschenk brachte sie mir eine Schachtel voll mit „Fungus-Preziosen“, die gerade bei den eidgenössischen Haubenköchen hoch im Kurs stehen: gelbe Zitronen- und königsblaue Austernpilze, rote Sakura-Austernseitlinge und Igelstachelbart.
Schweizer Herdkünstler bereiten daraus inzwischen gar veganen Hummerschaum oder Lobster Bisque. Wir verarbeiteten die frisch geernteten Schätze vom Edelpilz-Start-up „Pilzchef“ aus Effretikon einfach angebraten in etwas Olivenöl. Ihr Geschmack erinnerte an Krustentiere, Zitrus, Speck oder auch an Kokos. Unsere Gaumen reagierten euphorisch auf das regelrechte Aroma-Feuerwerk!
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