Ich habe keinen Tau von Tieschen

Die 11 Tau-Winzer inszenieren ihr Dorf als relativ (gott)verlassen. Der Heilige Franziskus spielt aber trotzdem eine Rolle.
Juliane Fischer

Juliane Fischer

Where the heck is Tieschen? Ich habe keinen Tau ... Aber Wein von den Tau-Winzern, der gerade nach Pfefferminz, Birnenschale und Pomelo schmeckt. Das Tau ist der letzte Buchstabe des hebräischen Alphabets, Symbol für die christlich-franziskanische Lebensausrichtung und neuerdings auch ein Wein aus dem kleinen aber offensichtlich nicht gottverlassenen Ort namens Tieschen in der Südoststeiermark. Ein bisschen entlegen, aber keinesfalls abseits haben sich Betriebe dort den Burgundersorten Chardonnay, Weiß- und Grauburgunder verschrieben.

Ich habe keinen Tau von Tieschen

Weil diese hier am besten gedeihen (vulkanische Böden, mediterranes Klima, pannonische Einflüsse) und weil jenes Bekenntnis die elfköpfige Winzertruppe noch stärker von anderen Vereinigungen solcher Art unterscheidet. „Vermutlich passt der Begriff ,Ortswein’ nirgendwo besser als in Tieschen“, meint Simon Engel, einer von ihnen. Per pedes kann man die Marktgemeinde unweit der slowenischen Grenze an einem einzigen Tag umrunden. Bis zur nächsten Autobahnauffahrt dauert es eine Stunde. 1.287 Einwohner, sechs Buschenschanken, eine Bäckerei, 218 Kühe, 17 Schafe, ein Freibad. Und eine Kirche, vor der jetzt eine riesige Franziskus-Statue steht. Die Idee ist gemeinsam mit Pater Terentius und einem bolivianischen Künstler, der den Heiligen Franziskus auf einer Serviette skizzierte, entstanden. Drei Wochen später stand das Denkmal auf dem Platz. Die Gruppe verkündet nun überzeugt: „Wer uns findet, findet uns gut.“

Sie kostet sich durch die Weinwelt, arbeitet als freie Journalistin und zum Ausgleich in ihrem Weingarten in Niederösterreich.
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