Ich bin ein Fall für die Couch
Von wegen knausrig. Bei den Deutschen sitzt das Geld so locker wie lange nicht mehr. Logisch. Bevor die Bank auf blöde Ideen kommt und Strafzinsen fürs Ersparte kassiert, haut es der Sparer lieber auf den Putz. Etwa für Möbel, behaupten Marktforscher.
Ich bin halbe Deutsche.
Um die Marktforscher nicht zu enttäuschen, hab ich mein Geld schon auf die sichere Seite gebracht. Ins Möbelhaus.
Dort gibt es alles, was ein Couch-Potato wie ich braucht. Und zwar zum Aktionspreis oder überhaupt quasi geschenkt. So steht es zumindest im Prospekt.
Die Preisknüller-Sofalandschaft kann ich mir aber gleich abschminken. Sie ist so groß wie der Dorfplatz meiner Heimatgemeinde – und würde mein ganzes Wohnzimmer zupflastern. Ich müsste Tisch, Fernseher sowie Bücherregale aus dem Fenster werfen, um Platz für das Sofa zu schaffen.
Oder die Wand zum Nachbarn durchbrechen. Wird ihm nicht recht sein. Ich winke ab.
Andere Modelle schockieren mit absonderlichen Farben und Mustern.
Oder fallen beim Probesitzen durch. Sie sind so bequem wie die Sitzliegen, auf denen die alten Griechen vor ein paar tausend Jahren in ihren Gärten gelegen sind. Klinen hat man diese aus Stein gehauenen Dinger genannt.
Das war lange vor der offiziellen Erfindung des Sofas, das streng genommen so viel wie Ruhebank heißt, gepolstert ist und sich so ergonomisch perfekt an den Köper anpasst.
Wie durch ein Wunder finde ich im letzten Winkel des Geschäfts noch ein herzeigbares Sofa, das sogar ausziehbar ist. Ich bin begeistert, kaufe treffsicher das einzige Stück im Laden, das es nicht zum Aktionspreis gibt. Die Kaufentscheidung hat fünf Minuten gedauert, die Lieferzeit beträgt fünf Wochen. Ich wusste gar nicht mehr genau, wie das Sofa ausschaut, als es gestern geliefert wurde.
Hab mich draufgesetzt und das Treffen am Abend abgesagt. Es ist kalt draußen. Und ich will die Couch nicht gleich am ersten Abend alleine lassen.
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