Heute das Kopftuch...

Kolumne - "Schule des Lebens": Hört mit dem Emanzipationsgeschwurbel auf.
Niki Glattauer

Niki Glattauer

Auf mehrfachen Wunsch hier mein Senf zur Causa Prima, eher bitter als süß.

Jetzt also das Kopftuchverbot, zunächst einmal für die Kleinsten unserer Schüler. Kann man dafür sein? Schon. Ja. Eh.

Aber dann was?

In Paris, wo sie das Kopftuch (und jedes andere religiöse Symbol) seit jeher auf allen Schulstufen verbieten, sind die Gräben zwischen den Kulturen tiefer als in jeder anderen Stadt Europas. In Wien, wo man in guter, alter Tradition (und mit viel Schmäh) zu überzeugen versucht, aber sonst mit Maß und Ziel gewähren lässt, was nun einmal ist, sind solche Gräben unbekannt, auch wenn uns das manche immer wieder weiszumachen versuchen, leider auch in meinen Reihen. Da wird also gerade mit viel Rambazamba ein Problem gelöst, wo gar keines ist, Trommelwirbel für ein Verbot, das landesweit wie viele Mädchen betreffen wird? 20? 30? 50?

Aber morgen.

Morgen konsequenterweise dann natürlich eines für alle Schülerinnen aller Schulstufen, und für deren Lehrerinnen, logisch, gleich mit. Dann, weil öffentliches religiöses Bekennen gefälligst zu unterlassen sein wird, aus Gründen der Gleichheit vor dem Gesetz das Verbot für die jüdische Kippa, das christliche Kreuz und die buddhistische Glatze. Und für den terroristischen Bart im Gesicht sowieso. Nur, wie dann das Zuwiderhandeln sanktionieren? Mit Geldstrafen? Mit Landesverweis? Oder brachial? Das Kopftuch, das Kreuz, das Käppi dem muslimischen Mädchen, dem katholischen Buben, der Lehrerin, dem Judenbengel herunterreißen? Das denn doch nicht! Dann doch besser gleich die Schuluniform. Schnittig und stramm und unverdächtig. Die Schule als Ort der Gleichmacherei, wo persönliche Haltung an der Garderobe abgegeben wird. Nationale Einfalt statt Vielfalt und kultureller Toleranz. Ist das das Ziel? Dann sagt es!

Und hört mit dem Emanzipationsgeschwurbel auf. Ich kenne Kopftuch-Mädchen, die haben mehr Feminismus und Selbstachtung in ihrem kleinen Finger als gewisse Kopftuchverbieterinnen und -verbieter in ihren Armen, mit denen sie verlogen die Gleichberechtigungs- und Frauenbeschützer-Fahnen schwenken. niki.glattauer

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