Handy-Wald

"Ohrwaschl": So lange es Erwachsene gibt, für die das Smartphone eine Art Sauerstoffflasche ist, werden Kinder das erstreben.
Andreas Schwarz

Andreas Schwarz

Ein Bahnsteig in Wien, morgens um acht: 20 Kinder einer Volksschulklasse, vermutlich erste oder zweite. Sie schnattern und lachen, freuen sich auf einen gemeinsamen Ausflug mit dem Förster in den Wald. Weiters anwesend: Etwa 25 Erwachsene, quer über den Bahnsteig verstreut, jeder (!) in derselben Haltung, mit gebeugtem Kopf. Ein Wald aus Handy-Starrern.

Papperlapapp, Heranwachsenden könne man den vernünftigen Umgang mit Handy und Computerspielen schon beibringen. Man müsse sich nur Zeit nehmen; dürfe nicht zu großzügig mit der gestatteten Online-Zeit sein; oder gar froh, wenn die Kleinen beschäftigt sind. Alles klug, aber weltfremd. So lange es Erwachsene gibt, für die das Smartphone eine Art Sauerstoffflasche ist, werden Kinder das erstreben.

Und wenn man dann vor der Schule eine Traube Drittklassler sieht, die mit zusammengesteckten Köpfen um einen mit Handy stehen, dann steckt man das eigene, das man gerade in der Hand hat, grantig in die Tasche und wünscht sich zurück in den Wald, mit Förster.

andreas.schwarz@kurier.at

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