
Guidos Kolumne: Ich, die Bank und das Internet
Ich hatschte lieber zu meiner Bank-Filiale als mich mit dem Phänomen des Onlinebanking zu beschäftigen. Das hat nun ein Ende.
Viele Jahre lang habe ich mich konsequent geweigert, online zu banken. Wenn mich jemand gefragt hat, habe ich dünn gelächelt und vage gesagt: Das ist mir zu unsicher. Das war eine krasse Lüge.
Um die Sicherheit meiner Bankgeschäfte machte ich mir überhaupt keine Sorgen. Bei mir geht es auch nur um kleine Summen. Die Wahrheit ist: Ich hatte Angst, mit dem Onlinebanking nicht zurecht zu kommen, es nicht zu verstehen, hilflos zu sein. Diese Gefühle weckt die moderne Internet-Welt in mir: Ich fühle mich überfordert, ich blicke nicht durch, ich will das nicht, ich kann das nicht!
Lieber hatsche ich zwei Kilometer zu Fuß zur Bank-Filiale, die übrigens groß ist und viele kompetente Mitarbeiter hat. Unlängst war ich wieder dort und kam zu meiner liebsten Betreuerin, einer bemerkenswert netten, geduldigen und klugen jungen Frau (soll ich dazu sagen, dass sie Migrationshintergrund hat? Soll ich vermutlich nicht). Ich brauchte eine neue Bankomatkarte, die alte hatte ich sperren lassen, weil ich dachte, ich hätte sie verloren. Ich fand sie dann unter dem Bett wieder, aber das ist eine andere Geschichte.
Die junge Betreuerin richtete mir die App der Bank auf dem Handy ein. Wenn ich einmal wolle, könne ich damit ja Onlinebanking machen. Wenn nicht, sei es auch egal. Nach ein paar Wochen reizte es mich. Ich ging wieder zur Bank und ließ mir von der Betreuerin Schritt für Schritt erklären und aufschreiben, wie man online überweist. Am Abend probierte ich es. Es ging natürlich nicht. Ich wusste nicht, wie ich von Schritt zu Schritt weiterkommen solle, ich fand dafür nichts zum Klicken.
Am nächsten Tag war ich wieder in der Bank. Und zu meiner Überraschung war es ganz leicht: Man drückt auf „Öffnen“. Darauf wäre ich allerdings nie gekommen. Jedenfalls: Ich kann jetzt Onlinebanken und bin ziemlich stolz.
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