Gerechtigkeit für DJ Schubi

Die Aufgeregtheitsspirale dreht sich immer schneller. Durchatmen wäre wieder einmal angesagt.
Johannes Weichhart

Johannes Weichhart

Wir müssen uns an dieser Stelle über einen Vorfall unterhalten, der schon seit Tagen das Land in Atem hält. Es geht um das Verhalten junger Menschen, scharfe Kritik an einem Politiker, Rücktrittsforderungen gar, es geht – Sie ahnen es vermutlich schon – um DJ Schubi.

Was war passiert? Bei der Neueröffnung des Eislaufplatzes in Melk, dem Tor zur Wachau, ließ DJ Schubi, ein Gemeinderat der Volkspartei, die Plattenteller glühen. (Vielleicht hat der Herr auch nur einen CD-Player bedient, eine detailgetreue Überlieferung des schicksalhaften Abends liegt mir leider nicht vor, Anm.).

Jedenfalls soll Folgendes passiert sein: Mitten im Partygetümmel musste sich der Lokalpolitiker von der laut beschallten Eisfläche entfernen, um das stille Örtchen aufzusuchen. Diesen Moment soll ein freches Bürschchen ausgenutzt haben, um, jetzt bitte ganz stark sein, Gangster-Rap zu spielen.

Ein Redakteur der Niederösterreichischen Nachrichten hat sogar einige Text-Passagen aufgezeichnet, die nach der feindlichen Übernahme des DJ-Pultes aus den Lautsprechern gewummert sein sollen. Dazu noch ein wichtiger Service-Hinweis: Weil ich hier nun ebenfalls Auszüge davon wiedergeben werde, bitte ich Sie, dem eventuell mitlesenden Kind die Augen zuzuhalten, oder, falls Sie ein Lautleser sind, nur leise vor sich hinzumurmeln. Also an einer Stelle hieß es „Fahrradspeiche in die Niere“, ein anderes Mal „Bussi, scheiß Bulle“.

Jene Eltern, die noch nicht mitbekommen haben, was so ab der Igel-Gruppe im Kindergarten von ihren Knirpsen zum Besten gegeben wird, sollen den armen DJ und Gemeinderat zum sofortigen Rücktritt aufgefordert haben, was dieser ablehnte.

Die Geschichte zeigt aber auch, wie sehr die Aufgeregtheitsspirale mittlerweile unser Leben bestimmt. Das könnten schon die ersten Auswirkungen von Twitter und Co. auf unser Verhalten sein. Vielleicht bietet sich die Adventzeit ganz gut an, um wieder durchzuatmen. Klingt zwar nach Kalenderspruch, würde vielen aber guttun.

E-Mail: johannes.weichhart@kurier.at

Kommentare