Georgische Wurzeln und Gefäße

Kulturerbe aus Georgien: Orange Wine hat nichts mit Orangen zu tun, sondern mit der ältesten Form der Weinherstellung.
Juliane Fischer

Juliane Fischer

Der Quevri-Wein hat etwas mit mehrstimmigem Gesang, dem georgischen Alphabet und dem Kampfsport Chidaoba gemeinsam: Alle vier Kulturgüter aus Georgien sind immaterielles UNESCO-Weltkulturerbe. Der Wein ist nach einer 8.000 Jahre alten Methode gekeltert. In den vergangenen Jahren schenkt man der Technik auch bei uns mehr Beachtung, wenn es um die sogenannten „Orange Wines“ geht. Dabei werden Weißweintrauben (wie sonst nur bei der Rotweinherstellung üblich) auf der Maische vergoren und nicht vor der Gärung zu Traubenmost gepresst – also die Beeren mitsamt der Schale oder sogar als ganze Traube inklusive Stielgerüst. Es handelt sich gewissermaßen um das Pendant zum Rosé, also den nicht auf der Maische vergorenen Rotwein. Das österreichische Weingesetz stiftet aber Verwirrung. Laut ihm darf Wein, „der eine Trübung und eine oxidative Note“ aufweist nur mit den Bezeichnungen „Orangewein“ oder „orangewine“ in Verkehr gebracht werden. Steht auf einer heimischen Flasche also „Orange Wine“ muss das kein Hinweis auf die alte georgische Art der Maischevergärung sein. Original georgische Beispiele findet man bei Wein & Co. „Monastery Wines“ hat die Rebsorte Mtsvane maischevergoren: duftet nach kandierten Orangen, Sternfrucht und Blütenhonig, am Gaumen Schwarztee, erdig, etwas harzig und leicht salzig, reif (immerhin Jahrgang 2014!) Quevri oder Kwewri heißen übrigens jene Tongefäße, die in Georgien zum Ausbau verwendet werden.

Sie kostet sich durch die Weinwelt, arbeitet als freie Journalistin und zum Ausgleich in ihrem Weingarten in Niederösterreich.
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