Genieße und denke positiv

Genieße und denke positiv
Genuss ist gewissermaßen Pflicht, erklärt Joei Prokopetz.

Gäbe es nicht schon das Schlagwort „Spaßgesellschaft“ so wäre „Genuss-Genossenschaft“ ein schönes Äquivalent. Denn das, was uns so viel Spaß macht, das ist in hohem Maße hedonistisch geprägt. Also genussvoll! Man muss nur die Werbeseiten der Zeitschriften durchblättern, die Radio- und Fernsehspots nach dem Substantiv „Genuss“ oder dem Verb „genießen“ durchforsten und man wird eine gigantische Trefferquote haben.

Genuss ist gewissermaßen Pflicht. Menschen, denen das Leben nicht so geglückt ist und die Verzweiflung signalisieren, denen ruft man zu: „Machen Sie sich doch keine Sorgen, genießen Sie Ihr Leben! Auch wenn´s mies ist, denken Sie positiv.“

Es steht zu befürchten, dass es mit dem Ratschlag zum Genuss genau so weit kommen wird, wie mit dem Widersinn vom „positiven Denken“.

Wenn jemand draufkommt, dass alles aus dem Ruder läuft, dann raten ihm jene, bei denen alles in Ordnung ist, er möge doch einmal alles positiv sehen. Soll heißen, er möge sich selbst in den Sack lügen und in positivem Irresein die Realität verweigern. Es wird auch empfohlen, „das Beste draus zu machen“, weil vielen Lebensentwürfen zugrunde liegt: „Ich nehm’s, wie’s kommt, und mach’ das Beste draus.“

Wenn man aus etwas das Beste machen möchte, dann muss dieses Etwas grundsätzlich gut sein, denn aus dem Miesen kann man nie und nimmer das Gute und schon gar nicht das Beste machen. Wie soll man sich auch heftigen Nagelpilzbefall am rechten großen Zeh schön denken? „Jö, super, der Linke hat nichts.“

Schlagen Sie jetzt Ihr Lebenshilfe-Buch auf: „Genießen Sie das Leben?“

„Nein, mir geht’s mies.“

„Und was tun Sie dagegen?“

„Ich sitz´ zu Hause und denke positiv!“

„Genau, machen Sie das Beste draus.“

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