Genau

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Über Füll- und Verlegenheitswörter, sag' ich mal
Andreas Schwarz

Andreas Schwarz

Sie kennen das: Das Vis-à-vis am Stammtisch oder beim Beratungsgespräch unterstreicht jeden zweiten Satz mit „sag’ ich mal“, und nur die Höflichkeit gebietet, nicht „sag halt mal nix“ zu sagen.

Füllwörter sind Gewohnheitsfloskeln und/oder Verlegenheitsgesten. So wie wenn jemand nichts mit seinen Händen anzufangen weiß, wenn er wo steht – was bloß mit den eigenen Worten anfangen? Also Wörter einfüllen.

„Eigentlich“ ist so ein Füller, der das Gesagte eigentlich relativiert, so wie „irgendwie“ oder der ewige Konjunktiv „würde ich sagen“ (der kleine Bruder von „sag’ ich mal“). Unser Kanzler unterstreicht seine Ausführungen adjektivisch gerne mit „massiv“, und es gibt Kollegen, bei deren „sozusagen“-Verwendung man Stricherlisten führen könnte.

Füllwörter unterliegen auch Moden. Im Moment ist das Wörtchen „genau“ sehr populär. Es sucht nach einer Argumentation/Erzählung entschuldigend-trotzig Gewicht für das Gesagte, sag’ ich mal. Genau.

andreas.schwarz@kurier.at

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