Gegen die Monokultur im (W)einklang mit der Natur

Gesunde Skepsis, gesunder Weingarten und Mutter Hefe, die den ungeschwefelten Chardonnay schützt
Juliane Fischer

Juliane Fischer

Jeder hat so seine Themen, bei denen er skeptisch reagiert. Wenn vom „Einklang mit der Natur“ die Rede ist, dann ist eine gesunde Dosis Skepsis angebracht.

Leider ist es eine Floskel geworden, ähnlich inflationär gebraucht wie „nachhaltig“. Dabei zeichnet die Phrase eigentlich ein schönes Bild: Die Weinbauern spielen in derselben Tonart wie die natürlichen Begebenheiten. Sie hören auf die Melodie und stimmen mit harmonisch klingenden Tönen ein. So muss das gemeint sein, oder? Weinbau ist ja gewissermaßen eine Monokultur. Im Idealfall spielt die Rebe im Orchester das Solo, umringt von vielen anderen Instrumenten. In manchen Weingärten hat man das Gefühl, Blech- und Holzbläser, Streicher und das Schlagwerk sind abhanden gekommen.

Da steht nur noch die Wein-Klaviatur. Bei Monika Neustifter, auf deren Flasche vom Einklang der Natur zu lesen ist, soll möglichst viel rundherum erklingen: Mit Begrünung, Kompost und Heu-Tee will sie die Weingärten „so gesund wie möglich“ halten, sagt sie. Lebhaft schmeckt das Ergebnis beim ungeschwefelten Chardonnay: nach Holundergelee, frischgepresstem Most und grüner Mango. „Früher sagte man ja, solange der Wein auf der Mutter ist, kann ihm nichts passieren“, erläutert die Winzerin. Und bevor Skepsis aufkommt: Mit Mutter ist die Hefe gemeint. Sie schützt anstelle des Schwefels vor Oxidation.

Sie kostet sich durch die Weinwelt, arbeitet als freie Journalistin und zum Ausgleich in ihrem Weingarten in Niederösterreich.
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