Gebimmel der Hochzeitsglocken

Adelige Heiratswillige sind rar. Die jüngere Generation erwählt Partner aus dem Volk.
Lisbeth  Bischoff

Lisbeth Bischoff

So auch im Hause Luxemburg. Es ist der 6. April 2021. Großherzog Henri und Großherzogin Maria Teresa lassen mitteilen: "Wir freuen uns sehr, die Verlobung unseres Sohnes, Prinz Louis, mit Miss Scarlett-Lauren Sirgue bekannt zu geben." Die 29-jährige Auserwählte kommt aus bürgerlichem Hause und ist Rechtsanwältin. Doch wer glaubt, dies sei eine Besonderheit unserer Zeit, irrt.

Als Queen Victoria für ihren Sohn Albert Edward (der spätere Edward VII.) eine standesgemäße Braut sucht, kommen im gesamten protestantischen Raum nur sieben Frauen, die von Alter und Abstammung her gepasst hätten, in Betracht. Und das beim Stammhalter der Herrscherin über ein Fünftel der Erdoberfläche. Auch für Queen Elizabeth II. kommen später nur zwei Earls in Frage. Der Mangel an adäquaten Partnern ging oft so weit, dass potenzielle Kandidaten im Todesfall "weitergereicht" wurden.

Und so stöbert manch blaublütiges Herz im bürgerlichen Fundus. Der schwedische König Carl Gustaf findet seine Silvia während der Olympischen Spielen in München, König Willem der Niederlande die Bankerin Máxima Zorreguieta Cerruti auf einem Empfang des damaligen spanischen Königs Juan Carlos, dessen Nachfolger Felipe die Journalistin Letizia bei einem Presseempfang, der norwegische Kronprinz Haakon seine Mette-Marit Tjessem auf dem Quart-Festival in Kristiansand; der dänische Kronprinz Frederik trifft während der Olympischen Spiele in Sydney im Pub "The Slip Inn" auf Mary Donaldson, Fürst Albert II. von Monaco die Schwimmerin Charlène Wittstock bei einem Wettkampf am Beckenrand, Prinz William seine Kate Middleton an der Uni in St. Andrews und Schwedens Kronprinzessin Victoria ihren Daniel Westling in einem Fitnessstudio.

Nach der Hochzeit ruft sie dem versammelten Volk zu: "Danke, Ihr habt mir meinen Prinzen geschenkt!" Denn: Ein wahrer Prinz muss nicht immer adelig sein.

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