Ganz nackt und mit Mondbrand

Es war und ist höchste Eisenbahn für mehr (Süd)Frankreich und einen "Coup de lune"
Juliane Fischer

Juliane Fischer

Es war, wie man so schön – und dem Zeitgeist, der öffentliche Verkehrsmittel neu für sich entdeckt, entsprechend – sagt, höchste Eisenbahn. Nämlich, dass ich ins Burgund komme und mir diese Genussorte genauer ansehe. Bevor es in den Weingarten ging, fand ich eine kleine Verkostung in Lyon. Die Atmosphäre der „Rencontres Vin Passion“ war zwar das Gegenteil von genussvoll (Sauerstoffgehalt Typ Turnhalle Oberstufenrealgymnasium), aber da muss man durch. Die Ausstellerbetriebe waren es wert. Xavier und Sohn Manuel sind aus der Region Languedoc angereist. Wie so oft haben sie beim Generationenwechsel auf biologische Bewirtschaftung umgestellt.

Ganz nackt und mit Mondbrand

Zusätzlich vergärt Manuel Rémon spontan, also ohne Reinzuchthefen, und schwefelt minimal bis gar nicht. Weshalb die Weine zum Beispiel „Tout Nu & Tout Blanc“ („Ganz nackt & ganz weiß“) und „Tout Nu & Tout Rosé“ heißen. Inspiration bot das Lied „Tout Nu et Tout Bronzé“, das übersetzt „ganz nackt und sonnengebräunt“ bedeutet. Für die Rotwein-Cuvée brauchte es eine Steigerung: den Sonnenbrand (Coup de Soleil), der im Südfranzösischen auch „Coup de Lune“ – wörtlich Mondbrand – genannt wird. 2018 war ein heißes Jahr, die frischen Noten verdankt man der frühen Lese. 20 Prozent Grenache und 80 Prozent Carignan von alten Stöcken, die Fülle, Vielschichtigkeit und Balance bringen. Von Talairan fährt man 45 Minuten zum Meer. Und die Eisenbahn ist bestimmt auch die „höchste“ für einen baldigen Ausflug dorthin.

Sie kostet sich durch die Weinwelt, arbeitet als freie Journalistin und zum Ausgleich in ihrem Weingarten in Niederösterreich.
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