Crazy Wachauer

Hinter Pulp Fiction steckt nicht nur ein Film, sondern auch ausdrucksstarker Wein mit viel Aroma und ordentlich Gerbstoff.
Juliane Fischer

Juliane Fischer

Es gibt den typischen Wachauer und es gibt ihn: Erich Machherndl. In meinem Kopf hat er den Beinamen „crazy Wachauer“ – mit einer ausgeprägten Pappalatur gesegnet, immer am Ausprobieren, verspielt und mit einer Pfeif-drauf-was-kostet-die-Welt-Attitüde. Machherndl ist um keinen Schmäh verlegen. Er ist so einer, der stellt dir zwei Gläser vor die Nase und fragt: Was unterscheidet diese beiden Weine? Die Antwort verblüfft dann die ganze Runde: „Einer ist zwei Mal nach London geflogen, einer nicht.“

Der Paketversanddienst hatte versagt und falsch vermeldet, dass die Annahme vom Händler auf der britischen Insel verweigert worden wäre. Drei Mal hatte der Winzer versucht, seinen Pulp Fiction 2017 zu senden. Dann bewahrte er sich die fünf weit gereisten Kostflaschen auf und versuchte es mit einem anderen Service. Besagter Wein ist eine Cuvée aus Grünem Veltliner, der in der Gärung stecken geblieben ist, und Riesling, um ihn wieder aufzuwecken. Er gehört zur „Pulp Fiction“-Serie, der unkonventionellen Weinlinie, die Machherndl 2015 begonnen hatte.

Crazy  Wachauer

Als er an einem beschwingten Abend, nach eigenen Worten leicht angedudelt, mit dem Hund eine Gassi-Runde drehte, war ihm der Name für seine maischevergorenen Weine eingefallen. Immerhin würde der Traubenmost, im Englischen auch „pulp“ genannt, samt der Beerenhaut vergoren werden. Von Pulp Fiction gibt es mittlerweile schon einige Varianten. Der crazy Wösendorfer traut sich jedes Jahr mehr.

Sie kostet sich durch die Weinwelt, arbeitet als freie Journalistin und zum Ausgleich in ihrem Weingarten in Niederösterreich.
Auf den Geschmack gekommen? Bei Anregungen und Feedback zu Wein und Weinkultur schreiben Sie der Kurier-Freizeit-Redaktion unter flaschenpost@kurier.at

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