Fabelhafte Welt: Holterdipolter

Jetzt weiß ich endlich, was ich von meinen besten Freundinnen zu halten habe.
Vea Kaiser

Vea Kaiser

Vea Kaiser über Ehevorbereitung

Mir selbst drei Wochen vor der ersten Manuskriptabgabe Kaffee über den Laptop zu gießen, war der schlimmstmögliche, wahr gewordene Albtraum. Ich fühlte mich, als hätte mir das Schicksal ins Gesicht gespuckt und mich ausgelacht: „Hahaha, du kannst jahrelang an einem Roman schreiben – wenn ich will, mache ich alles zunichte, hahaha!“ Dementsprechend deprimiert und demotiviert saß ich vergangenen Samstag zuhause, als es plötzlich an der Tür klingelte. Meine besten Freundinnen standen mit Champagnerflaschen davor und schrien: „HEUTE WIRD GEPOLTERT!“ Am liebsten hätte ich kleines Häufchen Elend alle weggeschickt, doch meine engste Freundin war sogar aus Düsseldorf angereist und hatte ein Motto für den Tag festgelegt: „Was ist die perfekte Ehefrau?“, fragte sie und antwortete sich selbst: „Eine Dame auf der Straße, eine Göttin in der Küche und eine WortdarfmannichtimKurierverwenden im Schlafzimmer.“ Was folgte, war der lustigste Tag meines Lebens. Wir besuchten meine liebsten Bars, absolvierten einen Kochkurs, und ließen uns von einer Burlesque-Tänzerin Choreografien beibringen – und ich musste kein Klumpert aus einem Körbchen verkaufen! Zwei Tage litt ich an einem ausgewachsenen Kater, ehe ich mich am dritten vollmotiviert aufs Papier stürzte, um meinen Roman fertigzuschreiben. Früher dachte ich, Polterabende seien dazu da, um ein letztes Mal im Aggregatzustand unverheiratet auf den Tischen zu tanzen. Doch mein Polterabend war didaktischer Natur. Er lehrte mich, dass echte Freundinnen mehr Macht haben als jede noch so harte Watsche des Schicksals. Denn Frauen, die bereit sind, mit dir einen Ehevorbereitungskurs zu absolvieren, der daraus besteht, sich unter dem Kommando einer professionellen Nackerten in Unterwäsche auf dem Boden zu räkeln, die stehen dir immer bei, egal, was das Schicksal noch so bereit hält.

vea.kaiser@kurier.at

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