Fabelhafte Welt: Urlaubsflirts
Während ich mir gestern früh Vogelnester aus den Haaren kämmte, unterhielt man sich im Radio über
Urlaubsflirts. Sofort wurde ich nostalgisch. In wenigen Wochen treten der Dottore Amore und ich vor den Traualtar, und das bedeutet zu meiner großen Freude, niemals wieder daten zu müssen. Doch um das lebenslange Ende von Urlaubsflirts ist mir ein kleines bisschen schade. Im Radio wurde allerdings über Urlaubsflirts geredet, als spräche man über Quallen oder Hitzeschlag: Dinge, die einem auf Reisen passieren können, deren Gefahren man aber mit den richtigen Gegenmaßen entschärfen kann. Ich traute meinen Ohren nicht! Urlaubsflirts sind eines der schönsten Geschenke der Liebesgötter! Unter der Sonne sind alle Menschen hübscher, entspannter, und wenn man am selben Ort Urlaub macht, hat man zumindest schon eine Gemeinsamkeit. Allgemein anerkannt ist, dass man im Urlaub maßlos essen wie trinken, zu lange aufbleiben und auf Sport verzichten darf, doch vor der Leidenschaft soll man sich hüten? Natürlich ist es hart, wenn man das Objekt der Begierde zurück im Alltag nicht mehr um sich haben kann, aber zumindest nimmt man die lodernde Glut mit, und das scheint mir ist einem Sonnenbrand zehn Mal vorzuziehen. Wie selten sind zudem Flirts außerhalb der Arbeit geworden? Gehen Sie denn abends alleine in Bars? Könnte ein potenzieller Flirt in Zug oder der U-Bahn überhaupt zustande kommen, oder sind Sie im öffentlichen Raum sowieso mit dem Smartphonebildschirm zusammengewachsen? In einer an Flirtgelegenheiten immer ärmer werdenden Gesellschaft sollte, wer nicht anderweitig gebunden ist, jeden Urlaubsflirt zelebrieren. Ist doch egal, ob man danach leiden muss. Am Ende bleibt die schöne Erinnerung. Und manchmal wird es auch mehr. Wissen Sie, wie sich meine Eltern kennengelernt haben? Es begann mit einem Urlaubsflirt …
vea.kaiser@kurier.at
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