Fabelhafte Welt: „Tue Gutes und dir wird Gutes getan“

Einmal und nie wieder.
Vea Kaiser

Vea Kaiser

Morgen ist Martini. Das Fest des Teilens und altruistischen Handelns. Also beschlossen wir, ein schönes, relativ neues Regal, das einem auf dem Flohmarkt entdeckten Art-déco-Regal weichen muss, im Internet zu verschenken. Doch die drei Dutzend Herren, die umgehend schrieben, mochten nicht glauben, dass wir uneigennützig handelten. Ein Interessent wollte Fotos von jedem einzelnen Regalboden – er nehme es nur, wenn ich beweisen könne, dass es keinen Kratzer habe. Fünf andere wollten, dass wir es gratis liefern. Zwei boten immerhin an, wir könnten uns die Lieferkosten teilen. Schließlich fand sich ein Abnehmer, der keine Forderungen stellte, allerdings frühestens in zehn Tagen kommen konnte. Weder seinen Namen noch die Telefonnummer verriet er mir, nur sein Kürzel: N.I. Ich sagte ihm – unter Vorbehalt – zu. Eine Stunde später schrieb die erste Interessentin. Ein reizendes Mädl aus Oberösterreich, das noch am selben Tag vorbeikommen wollte, der Papa sei mit dem Anhänger in der Stadt. Ich sagte ihr zu, denn „Umziehen mit Papa und seinem Anhänger“ könnte der Titel einer Biografie über meine ersten Wien-Jahre lauten. Sie freute sich riesig über dieses wirklich schöne, neuwertige Regal und hinterließ uns mit dem wohlig warmen Gefühl, das Richtige getan zu haben. Umgehend teilte ich dies N.I. mit. „Die hat Geld gegeben!“, war seine Reaktion. „Sie sind geldgierig!“ Ich erklärte ihm, dass dem nicht so war. Aber dass er in Zukunft, wenn es ihm ernst sei, vielleicht Handynummer und Namen angeben könne. „Ok, ich komme heute!“ – „Das Regal ist weg!“, antwortete ich und beendete den Chat. Daraufhin läutete mein Telefon. N.I. war dran und schrie: „Sie sind eine blö** Sch*** Fo***!“ So viel zu: „Tue Gutes und dir wird Gutes getan“. Zumindest hat N.I. mich gesiezt. Wir können Gutes halt auch nur im Rahmen unserer Möglichkeiten tun.

vea.kaiser@kurier.at

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