Fabelhafte Welt: Sekkieren zu Spektakel-Zwecken
Die Volksschule besuchte ich im Herzen des christlich konservativen Niederösterreichs. Feiertage wie Erntedank, Allerheiligen, St. Martin etc. waren im Unterricht sehr wichtig. Häufig studierten wir Lieder und Tänze ein, um sie dem Dorf vorzuführen – zuweilen sogar vor dem Landeshauptmann (das erste Vierteljahrhundert meines Lebens war schließlich die Zeit von Erwin dem Großen.)
Mir jedoch behagte weder im kirchlichen Kerzenschein zu singen, noch in der Mehrzweckhalle zu tanzen, während in der ersten Reihe die weißen Schienbeine wichtiger Besucher unter den hochgerutschten Hosenbeinen hervorleuchteten. Das war mir alles zu brav. Mein Lieblingsherbstfeiertag war deshalb der Welttierschutztag. An diesem durften wir unsere Haustiere in die Schule mitbringen, was heutzutage zum Wohl allergischer Kinder und Tiere genauso aus der Mode gekommen ist wie das Betanzen von Landeshauptleuten. Doch stellen Sie sich das prächtige Chaos vor, wenn das, was in der Natur eine perfekte Nahrungskette abgibt, plötzlich in einem Klassenzimmer zusammentrifft und von Achtjährigen gebändigt werden soll.
Das war ein Spektakel nach meinem Geschmack! Und weil ich so gute Erinnerungen an Tiere im Lernumfeld habe, sagte ich unlängst zu, mit meinem Hund an einer Studie teilzunehmen. Erkenntnisinteresse war, ob Hunde verstehen, dass Menschen einander Streiche spielen. Laut Zwischenergebnis gehen zwei Drittel der Hunde davon aus, dass Menschen einander nur Gutes wollen. Ein Drittel jedoch merkt, wenn Menschen einander übers Ohr hauen. So auch mein Hund. Entweder ist er also hochbegabt oder halt einfach mein Hund. Und dementsprechend gewohnt, dass Menschen nicht immer nur brav sein wollen, sondern einander auch zu Spektakel-Zwecken sekkieren. Ärger im realen Leben gibt es genug – sich zum Spaße ein bissi zu ärgern ist doch viel, viel lustiger.
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