Fabelhafte Welt: Salzburger Nockerl!

Sie zu essen, ist mindestens so besonders wie ein vergoldetes Steak.
Vea Kaiser

Vea Kaiser

Glaubt man den Bilderwelten der Sozialen Netzwerke, dann machen die meisten Salzburg-Besucher etwas falsch. Sie posieren vor blauen Seen, Bergen, in der Getreidegasse, beim Schlossanbringen auf der Salzach-Brücke mit Mönchsberg im Hintergrund, vor einem Gipfelkreuz oder in einem Biergarten.

Doch ein Motiv findet sich nie: Salzburger Nockerl. Das ist völlig verrückt!

Die Menschheit hält jede traurige Salatschüssel für erinnerungswürdig genug, um sich damit zu fotografieren, und die Zahl der beim Selfie-Machen in den Salzburger Bergen Verunfallten steigt höher als der beste Extremkletterer. Dabei ist doch das Verzehren von Salzburger Nockerln das eigentliche Salzburg-Erlebnis, bzw. für die Bilder-Narrischen: ein Foto mit ihnen! Zum einen gelingt diese maximal-heikle Mehlspeise höchst selten und zum anderen ist das Zeitfenster, in denen sie wie schneebedeckte Gipfel aus der Schüssel ragen, überaus gering, bevor sie in sich zusammenfallen. Vor einem schroffen Abhang posieren ist lebensgefährlich, mit den perfekten Salzburger Nockerln hingegen spektakulär, denn so ein Foto vereint Action, Schönheit, Abenteuer, Liebe, Sex und Lebensfreude!

Sie zu essen, ist mindestens so besonders wie ein vergoldetes Steak, in jedem Fall aber preiswerter, denn, und das ist ja die Ironie dieser Köstlichkeit, eigentlich bestehen sie nur aus Eiern, Zucker und ein bissi Mehl. Als Erfinderin der Salzburger Nockerl gilt übrigens Salome Alt, Geliebte des Fürsterzbischof Wolf Dietrich. Theoretisch war ihre Liebe eine verbotene, doch Salome lebte 22 Jahre und 15 gemeinsame Kinder lang an seiner Seite. In dieser Geschichte gibt es leider kein Happy End, Wolf Dietrich verbrachte seinen Lebensabend in Einzelhaft und ritzte in die Zellenwand den Spruch „Lieb’ ist Leides Anfang“. Doch zumindest für die Nockerl war wohl Liebe des Genießens Beginn.

 

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