Fabelhafte Welt: Mein Mann hat mich hinausgeschmissen

Sie würden gerne im Pyjama arbeiten? Mein guter Rat: Tun Sie es nicht!
Vea Kaiser

Vea Kaiser

Eine Freundin hat den Job gewechselt. Sie trägt nun mehr Verantwortung, was mich sehr für sie freut. Zu meinem großen Entsetzen freut sie sich jedoch ausschließlich daran, dass sie nun von zuhause arbeiten kann. Als Schriftstellerin, die jahrelang so vegetiert hat, weiß ich: zuhause arbeitet nur, wer wirklich muss. Ich dachte früher, im Pyjama bleiben zu können, sei ein Luxus. Doch zu Jahresanfang wurde ich vor die Tür gesetzt. „So geht das nicht mehr weiter“, eröffnete mir mein Mann und zwang mich, meinen Arbeitsplatz zu verlegen. Wer nämlich den ganzen Tag zuhause sitzt, sieht, was zuhause gemacht werden muss. Wenn der Dottore vom Nachtdienst kam, lauerte ich schon mit Listen, was er alles zu erledigen hatte. Schließlich wurde ich von meinem Gatten hinausgeschmissen, und bin jeden Tag froh darüber! An einem Arbeitsplatz, der nur fürs Arbeiten da ist, schafft man das Tagwerk nämlich in der Hälfte der Zeit, die man dafür braucht, wenn man vom Abwasch abgelenkt wird. Ich bin viel konzentrierter und habe sogar Freizeit, weil der Computer im Büro bleibt, was mir verunmöglicht, abends E-Mails zu beantworten. „Ich schwöre dir“, prophezeite ich jener Freundin, „spätestens wenn du dich tagelang nicht mehr geduscht hast, jeden Essens-Lieferanten persönlich kennst, ratlos vor einem geschlossenen Spar stehst, weil du vergessen hast, dass ein Feiertag ist, und trotzdem nachts von der Arbeit träumst, wirst du dich nach einem Büro zurücksehnen!“ Oder dein Mann schmeißt dich hinaus, hätte ich noch hinzufügen können, behielt ich aber für mich, denn das hört sich viel schlimmer an, als es sich anfühlt, weil nämlich Home-Office viel furchtbarer ist, als man es gemeinhin für möglich hält. In der Antike war es weit verbreitet, rund um die Uhr zuhause zu arbeiten. Man nannte das allerdings nicht Home-Office – sondern Sklaverei.

vea.kaiser@kurier.at

 

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