Vea Kaiser

Vea Kaisers Kolumne: Internationale Interventionen

Das Perfekte Sommer-Rezept, um vor Wut zu kochen und dabei bella figura zu machen.

Der August enttäuscht nicht. Die Eissalons sind voll, und in der Sonne rösten die Lederhäute dort nach, wo sie im Juli ausgeblichen sind. Endlich tauchen jene Meldungen auf, die nur die Erhabenheit eines Sommerlochs hervorbringen kann.

So las ich vergangene Woche, dass die BBC es wagte, ein Rezept für "Cacio e pepe" mit Butter und Parmesan zu veröffentlichen – obwohl in dieses Gericht nur Pfeffer, Pecorino und Pasta gehören. Italien kochte – vor Wut – und der Gastronomieverband intervenierte. Nicht nur beim Urheber des Übels, sondern sicherheitshalber auch beim britischen Botschafter in Rom.

Ich genoss die Lektüre und dachte: Endlich wieder Sommer. Endlich wieder Empörung, wo sie hingehört – ins Essen.

Niemand kann sich so schön und elegant über Speis und Trank ereifern wie Bella Italia. Die italienische Kultur ist eben eine, die von Hingabe durchdrungen ist, wo weit mehr Dinge heilig sind als Papst, Padre Pio und Diego M. Man lebt im Moment, man ist präsent bei dem, was man gerade tut – vor allem beim Essen. In ein paar Tagen reisen wir wieder nach Süditalien. Und wissen Sie, worüber die Familie beim Essen am liebsten spricht? Darüber, was zuletzt gegessen wurde und was als Nächstes gegessen wird.

Nicht nur meine italienische Familie kann Abende damit verbringen, über verschiedene Pasta-Hersteller, Käseproduzenten und die jeweilige Konsistenz bei unterschiedlichen Temperaturen und Zubereitungsmethoden zu diskutieren. Essen ist nichts, das man zur Befriedigung eines Hungergefühls erledigt, sondern ein bewusstes Sich-selbst-Gutes-Tun.

Es geht also nicht nur um ein Rezept – es geht um das größtmögliche Glück, das man in einem Moment verspüren kann: den ersten Bissen eines perfekten Tellers Pasta. Sich das nicht nehmen zu lassen, sondern gegebenenfalls zu protestieren, zu schäumen, zu wüten – auch das ist Dolce Vita.

Vea Kaiser

Über Vea Kaiser

Vea Kaiser ist die Autorin der Nr.1-Bestseller „Blasmusikpop“, „Makarionissi“ und „Rückwärtswalzer“. Ihre Bücher wurden vielfach preisgekrönt und in mehrere Sprachen übersetzt. Die studierte Altphilologin lebt mit Familie am Wiener Stadtrand und schreibt für die freizeit die wöchentliche Kolumne „Fabelhafte Welt“.

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