Fabelhafte Welt: „LEGENDÄÄÄR“ gepoltert beim Schwedenplatz

Begegnungen mit Junggesellenabschiedstruppen.
Vea Kaiser

Vea Kaiser

Ich wohne dort, wo halb Österreich poltert, und zwar unweit des Schwedenplatzes. Zwischen April und Juli meide ich diesen großräumig. Nix gegen Polterabende, aber ich kann nicht zehn Mal pro Tag verkleideten Bräuten einen Jägermeister abkaufen und Selbigen mit Verschlusskappe auf der Nase exen. Das musste ich auf den Landpartys meiner Jugend zu oft machen und ist mit ein Grund, warum ich in die Stadt gezogen bin. An jenem kalten und regnerischen Freitagabend vor wenigen Wochen wagte ich mich jedoch dorthin. Prompt wurde ich vom einzigen Junggesellenabschied umzingelt, der trotz der Witterung draußen feierte. Der Trupp kam aus dem Mostviertel und hatte diesen Polterer seit Monaten geplant, damit er „LEGENDÄÄÄR“ werde, wie sie mir zugrölten. Sogar Uniformen hatten sie angelegt. Die Freunde trugen T-Shirts mit der Aufschrift Der da heiratet -> wir sind nur zum Saufen hier. Der Bräutigam hingegen: Ich heirate -> die sind nur zum Saufen hier. Auffällig war ihr fehlendes Beinkleid: Ihre Lenden schützten lediglich schwarze Unterhosen, aus deren Mitte goldene Plastik-Zapfhähne ragten. Die Stadtbewohnerin in mir war peinlich berührt, das Landkind hingegen von diesem Freundschaftsbeweis gerührt. Unter der Bedingung, dass ich den Schein nicht in die Unterhose des Bräutigams stecken müsse, bezahlte ich also eine Runde Schnaps. Zum Wohle aller Anrainer und Touristen teilte ich als Trinkspruch mein Spatzi-Doktor-Gattinnen-Halbwissen mit der Partie: „Übrigens, auch Männer können Blasenentzündungen kriegen, die oft zu furchtbar schmerzhaften Prostata-Entzündungen werden. Vor allem wenn es da unten zu kalt wird und man viel schnackselt …“ Im Abgang hörte ich, wie sie beschlossen, Hosen anzuziehen und drinnen weiterzufeiern. So legendääär dieser Polterabend werden sollte, sie hatten halt doch noch andere legendäre Nächte vor.

vea.kaiser@kurier.at

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