Fabelhafte Welt: Hilfe, eine Motten-Invasion!

Ein Horrorfilmen überlebt, wer sich dem Schrecken stellt. Und wie ist das im wirklichen Leben?
Vea Kaiser

Vea Kaiser

Mein Mann ist ja relativ unerschrocken, sonst hätte er mich nicht geheiratet. Doch vor zwei Dingen fürchtet er sich: Tauben und Clowns. Die Erfolge von Hitchcocks „Die Vögel“ und Stephen Kings „ES“ belegen, dass es nicht nur ihm so geht. Ich jedoch stöhnte jedes Mal genervt, wenn wir die Straßenseite wechseln mussten, weil die Taube da vorne „garantiert Satanistin“ sei. Bis ich vor ein paar Tagen meinen persönlichen Horrorfilm erlebte.

Unschuldig wollte ich die vollreifen Zwetschken verbacken, doch als ich den Vorratsschrank öffnete, erwartete mich das Grauen: eine Motten-Invasion! Aggressiv schwirrte eine Armada Falter gen mein Gesicht, drohend seilten sich fleischige Maden von der Decke – ich schrie wie die Frau, die in „Psycho“ unter der Dusche erstochen wird. Mehrmals sollte ich an diesem Tag noch vor Entsetzen kreischen. Durch Kunststoffverpackungen, originalverpackte Kartonagen und ungeöffnete Schraubgläser hatten sich diese Höllentiere gequetscht und ihre Satansbrut gesät: Überall kroch, wurlte und schwirrte es. Kurz überlegte ich, ob wir umziehen sollten. Doch in Horrorfilmen überlebt, wer sich dem Schrecken stellt, die Davon-Laufenden hingegen erwischt es hinterrücks.

Einen Tag, zwei Müllsäcke und drei Liter Desinfektionsmittel später war das Grauen gebannt. Das viele Gewürm spülte ich aus Angst, es könnte aus dem Müll auferstehen und uns nachts heimsuchen, in der Toilette herunter. Trotzdem schreckte ich mehrfach aus dem Schlaf, weil ich davon träumte, Monster-Motten würden sich durch meine Haut nagen und ihre Maden in mir ablegen. Würde mir nicht so grausen, würde ich das Drehbuch für einen Horrorfilm schreiben, in dem eine mutierte Mottenart Menschen von innen auffrisst. In jedem Fall habe ich meine Lektion gelernt: der Schrecken hat viele Gesichter. Und in meinem Fall: Flügel und Füße.

vea.kaiser@kurier.at

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