Fabelhafte Welt: Hilfe, bloß keinen Pärchenurlaub!

Völlige Erholung war mir leider nicht vergönnt.
Vea Kaiser

Vea Kaiser

Bisher hatte ich es abgelehnt, mit verpaarten Freunden zu verreisen. Diese sogenannten Pärchenurlaube hielt ich für die Steigerung von Pärchenspielabenden mit in Partnerlook gekleideten Menschen. Doch 2020 machen wir alle Dinge, die wir niemals für möglich gehalten hatten. Es heißt ja, jeder Urlaub wird mit den richtigen Menschen wunderbar.
Also fuhren mein Mann und ich mit lieben Freunden, einem sehr entspannten süditalienisch-österreichischen Paar, nach Kärnten. Mein Herzkönig hatte in seinem neapolitanischen Amico einen Sangespartner, mit dem er Ein Schloss am Wörthersee intonieren konnte, ehe sie knietief in den See wateten, um den „Einstiegsprozess“ zu beginnen, das heißt, miteinander und anderen Badenden zu quatschen, ehe sie den nächsten Schritt hineinwagten.
Im Schnitt dauerte es drei Stunden, bis die zwei drinnen waren, weil das Wasser mit seinen 22 Grad gefährlich nah am Gefrierpunkt war. (Aus selbem Grund zeigten sie auch stolz die Brust- und Rückenbehaarung: Der in den Alpen heimische Braunbär weiß, warum er einen Pelz hat.) Wir Damen indessen lasen, lauschten Musik, schwammen sportliche Runden.
In den Badepausen gab es Espresso, eiskalten Veltliner und staunend erzählte Geschichten über eiserne Achtzigjährige, die ohne mit der Wimper zu zucken ins Wasser marschiert waren. Das ist also der Sinn von Urlauben mit anderen: mehr Erholung für den Einzelnen zzgl. der Vorteile gepflegter Gemeinsamkeit! Doch völlige Erholung war mir nicht vergönnt. Jeden Morgen nämlich weckten mich gegen 7 Uhr Gäste, die an unserem nahe der Sonnenterrasse gelegenen Zimmer vorbeitrampelten: „Jetzt mach mal schneller Kai-Uwe, sonst sind die guten Liegen belegt!“, woraufhin Kai-Uwe zurückbrüllte: „Ja Ute, halt die Handtücher bereit!“ Wie wahr: Es ist völlig egal, wo man Urlaub macht, es zählt einzig und allein mit wem.

vea.kaiser@kurier.at

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