Fabelhafte Welt: Der erste Skiurlaub

Wie Dottore Amore und die chinesisch-kanadische Freundin meines Bruders Skifahren lernten. Oder doch nicht?
Vea Kaiser

Vea Kaiser

Diesen Jänner zog meine Großfamilie erstmals aus, um miteinander Skiurlaub zu machen – zumindest diejenigen ohne künstliche Gelenke.
Für meinen Dottore Amore und die chinesisch-kanadische Freundin meines Bruders war es der erste Skiurlaub, sie mussten das Skifahren noch lernen. Der Dottore Amore beschloss, mit einem Skilehrer zunächst das Pinguin-Land zu erobern. Sexy Canadian-Panda-Girl jedoch wollte mit dem Rest von uns nach ganz oben. Wie viele Amerikaner und Asiaten in Europa sucht auch sie stets nach „the real experience“. Beim Dottore Amore hingegen schlug Süditalien durch: Nur schön langsam, man will sich ja nicht überanstrengen und Zeit haben für einen Espresso. Oben am Berg wechselten wir uns ab: Die einen fuhren sportlich, die anderen übten mit Brudis Herzblatt. Mit ihr abzufahren fiel schließlich mir zu. Doch als wir eine Stunde später noch nicht einmal die Hälfte des Berges geschafft hatten, wurde ich nervös. Es wurde langsam dunkel. Mein Bruder war eh schon ur-böse auf mich, weil ich am Vorabend beim DKT-Spielen eine Allianz mit meinem Ehemann eingegangen war und ihm „das Spiel für immer ruiniert“ hatte. Kaum auszumalen, wenn ich seine Freundin nicht sicher nach
unten brächte …
Ich versuchte also mein Skihaserl dazu zu bringen, meiner Spur nachzufahren, doch unbeirrbar wie ein Kong-Fu-Kämpfer stellte sie die Ski auf Pizzaschnitte und fuhr Bogerl für Bogerl ihren eigenen Weg – bis ins Tal. Ich staunte und merkte, wie wichtig es ist, auf das eigene Bauchgefühl zu vertrauen. Sei es, indem man sich nicht vom Gruppendruck beeinflussen lässt und im Pinguin-Land bleibt, sei es, indem man genug Vertrauen in die eigene Pizzaschnitte hegt, um einen Berg abzufahren.
Dementsprechend werde auch ich weiterhin auf mein Bauchgefühl hören und meinen kleinen Bruder beim DKT betrügen: Es fühlt sich einfach richtig an.

vea.kaiser@kurier.at

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