Fabelhafte Welt: Das Auto pubertiert
Neulich kam ich erst kurz vor Mitternacht von einer Tour durch die Niederlande zurück. Der Dottore Amore war im Nachtdienst, also fiel ich erschöpft ins Bett und schlief, bis er mich am nächsten Tag weckte. Das geschah jedoch nicht behelfs zärtlich-liebevoller Küsse, sondern alarmiert wie die Feuerwehr stürmte der Gatte das Schlafzimmer: „Vea, du stehst im Halteverbot!“ Keine Frau mag es, wenn ein Mann ihren Parkstil infrage stellt. Vor allem nicht, wenn Frau besser einparkt als ihr Mann. „Blödsinn“, antwortete ich und rückte meine Schlafmaske zurecht. Der Dottore Amore war völlig arrabiato: „Ich hab’s vorhin gesehen, dein Auto steht im Halteverbot!“ „Nein!“ „Doch!“ „Nein! Ich hab es zuletzt vor dem Frisör geparkt.“ Mein Mann seufzte. „Ok, dann park ich es halt um“, sagte er pampig und zog von dannen. Ich stand auf, kochte Kaffee und überlegte, wie mein Auto ins Halteverbot gelangt sein könnte. Ich war über eine Woche lang nicht mehr damit gefahren. Schließlich konnte die einzige Erklärung lauten, dass es in meiner Abwesenheit einen Filmdreh in unserer Straße gegeben haben musste, und man mein Auto mit dem Kran versetzt hatte. „Ich ruf jetzt sofort beim Magistrat an und beschwere mich“, sagte ich, als mein Liebster zurückkam. Schweigsam blickte er in die Ferne. Man konnte sehen, wie die Gedanken ratterten, während er überlegte, wie er in der letzten Woche wohin gelangt war. „Möchtest du mir etwas sagen?“, fragte ich ihn schließlich. „In einer Ehe sollte man keine Geheimnisse voreinander haben“, holte er aus, um mir dann zu gestehen: „Ich wollte nicht petzen, aber dein Auto pubertiert und treibt sich nachts herum. Du solltest ein ernstes Wort mit ihm reden. Aber mit Liebe und Verständnis! Das ist in dieser schwierigen Zeit, in der das Auto viel alleine ist, sehr sehr wichtig.“
Na gut, dass wir das geklärt haben.
vea.kaiser@kurier.at
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