Fabelhafte Welt: Christkind oder Weihnachtsmann?

Vielleicht das beste Team, seit es Weihnachten gibt?
Vea Kaiser

Vea Kaiser

Den Advent hindurch grübelten meine Freundin Moni und ich über ein Problem. Im Kindergarten ihres Sohnes hatten die Eltern dafür votiert, dass die Pädagoginnen vom Weihnachtsmann erzählen sollten. Denn der sei sowieso in einem Großteil der Weihnachtsdekoration und fast allen Filmen vertreten. Das wäre den Kindern leichter zu vermitteln als dieses abstrakte Konzept namens Christkind. Moni war verzweifelt. Sie hatte das Glöckchen ihrer Großmutter geerbt, was einen gewaltigen Streit mit den Cousinen ausgelöst und schließlich zum Kontaktabbruch geführt hatte. Moni wollte ihre Verwandtschaft nicht dafür geopfert haben, dass ihr Sohn an einen Mitarbeiter aus der Coca-Cola-Werbe-Abteilung glaubte. Zusammen überlegten wir uns daher folgende Weihnachtsgeschichte: Früher brachte das Christkind allen Kindern die Geschenke. Doch dann musste es als Folge der Globalisierung expandieren, und stellte den Weihnachtsmann als General Manager of Export ein, um es zu unterstützen. Der wiederum hat Subkontraktoren engagiert. Die Rentiere kümmern sich als Executing Officers um Fragen des Transports, und die Elfen betreuen als saisonale Hilfsarbeiter das Lager. So kann das Christkind sicherstellen, dass alle Geschenke pünktlich unter dem Weihnachtsbaum liegen. Der Vierjährige ist mit dieser Geschichte zufrieden und freut sich nun unbändig auf das Christkind. Denn anders als bei seinen Kindergartenkollegen ist sein Weihnachstbaum Chef-Sache. Beim Erfinden dieser Geschichte wurde mir bewusst, wie offen das Weihnachtsfest für verschiedene Bedeutungen und Erzählungen ist. Die einen feiern die Geburt des Erlösers, anderen geht es darum, den Liebsten Freude zu bereiten oder Zeit mit der Familie zu verbringen. Wieder andere zelebrieren Ruhe und Besinnlichkeit. Was auch immer sie an Weihnachten feiern: Ich wünsche Ihnen ein frohes Fest.

vea.kaiser@kurier.at

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