Fabelhafte Welt: Benehmt euch wie der Hund!

Ein gemeinsamer Skiurlaub stellt die Großfamilie vor ungeahnte Hindernisse.
Vea Kaiser

Vea Kaiser

Meine wunderbare Großfamilie ist vom Leben reich beschenkt, schließlich haben wir einander. Also werden wir uns heuer nicht irgendwelches Zeug unter den Baum legen, sondern gemeinsame Zeit in Form eines gemeinsamen Skiurlaubes. Wir, das sind alle, die nicht von künstlichen Gelenken davon abgehalten werden (= die Großeltern) oder Schnee hauptsächlich als Möglichkeit zu erfrieren betrachten (= der süditalienische Teil). Mittlerweile weiß ich: Nomaden haben Zauberkräfte. Solche sind nämlich notwendig, um große Clans samt Vieh von Ort zu Ort zu verfrachten. Es war ja schon ein logistischer Supergau, eine gemeinsame Unterkunft für fünfzehn Erwachsene und einen Jack-Russell-Terrier aufzustellen. Denn fünfzehn Erwachsene in einer demokratischen Gesellschaft bedeutet auch: fünfzehn Meinungen.
Die Cousins fordern einen Ort mit Partyszene, meine Mutter eine Langlaufloipe, mein Vater Pistennähe. Mein Onkel will eine Hütte mit einem Schlafsaal für alle, mein Bruder und seine chinesisch-kanadische Freundin Privatsphäre. Mein Mann ist nachtdienstmüde und will ausschlafen, wir alle wollen jedoch, dass er gemeinsam mit der chinesisch-kanadischen Freundin vormittags einen Skikurs macht. Meine Tante und der beste Freund meines Mannes hätten dann noch gern einen Wellnessbereich, den der Dottore Amore keinesfalls will, weil ein Spatzi-Doktor in Gegenwart nackter Männer automatisch an die Arbeit denke, während sein bester Freund, ein Gynäkologe, in Gegenwart nackter Frauen prächtig abschalten kann.
Am unkompliziertesten ist ausnahmsweise der Hund: dem ist alles wurscht, solange er mitfahren darf. Meine Mutter hat nun das erstbeste Appartement gebucht und ich die Losung ausgegeben, dass sich fortan alle zu benehmen haben wie der Hund: froh sein, dass wir alle zusammen sind. Demokratie wird manchmal überbewertet.

vea.kaiser@kurier.at

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