Fabelhafte Welt: Baba, Smombie
Vor zwei Wochen purzelte mir mein iPhone aus der Tasche und zerbarst in hunderte Einzelteile. Als ich es aufhob, ärgerte ich mich maßlos. Es war zwar gegen solche Missgeschicke versichert, aber weder das Einreichen von Zeugs bei Versicherungen, noch das Installieren anderen Zeugs auf Leihgeräten zählt zu meinen Lieblingsaktivitäten. Abends besserte sich meine Laune unerwartet schnell. Während meine liebsten Smombie-Freunde auf ihre Geräte starrten, lenkte mich rein gar nichts ab. Ich genoss meinen Spritzer, nix bimmelte und vibrierte, nix musste recherchiert oder überprüft werden. Das war so befreiend, dass ich auf ein Ersatzhandy verzichtete, als der Scherbenhaufen in die Reparatur wanderte. Zwei Wochen war ich nun ohne, und das war wie Urlaub ohne Urlaub! Ungeahnte Energieschübe sorgten dafür, dass ich die gesamte Wohnung grundreinigte, ausgiebig Zeitungen las, vier Bücher verschlang. Aber die schönste Umstellung war, vermehrt mit Menschen zu tun zu haben. Die braucht man nämlich, wenn man Smartphone-los den Weg nicht kennt oder eine Information benötigt. Ich realisierte, wie sehr die persönliche Interaktion im Smartphonezeitalter verloren geht. Letztendlich wollte ich mein repariertes Telefon gar nicht mehr abholen, doch mein Mann rebellierte. Freunde, Familie und auch der Verlag kontaktierten nun ihn, um meiner habhaft zu werden. Zu meinem Leidwesen wollte er seinem Dasein als Schriftstellerinnengatte keine Sekretärsfunktion hinzufügen. Und so bin ich also wieder erreichbar – es sei denn, mein Smartphone ist halt zufällig gerade abgeschalten. Oder hat keinen Akku. Oder wurde (un)absichtlich zuhause vergessen. Denn folgende, Lebensqualität-verbessernde Einsicht ist vielleicht banal, aber keineswegs mehr selbstverständlich: Egal, für wie wichtig wir uns halten, niemand muss immer erreichbar sein.
vea.kaiser@kurier.at
Kommentare