Fabelhafte Welt: Aufwachsen in Zeiten der Klopapier-Mangelwirtschaft
Liebe Leserinnen und Leser: Bitte sorgen Sie sich nicht um Klopapier! Was Klopapier-Engpässe angeht, bin ich tatsächlich Expertin. Meine Jugend-Memoiren könnten sogar den Untertitel tragen: „Aufwachsen in Zeiten der Klopapier-Mangelwirtschaft“. Zu meiner Schulzeit gab es bei uns im Dorf nämlich ein paar Jahre lang keinen Nahversorger. Meine Eltern waren großartig darin, Lebensmittel zu lagern. Wir hatten immer hervorragend zu essen, aber aus mir schleierhaften Gründen schafften es Hygieneartikel auf Papierbasis nie auf ihre Einkaufszettel. Küchenrolle gab es nur, wenn meine Großeltern zu Besuch waren, was auch bedeutete, dass sie kochten, was meist bedeutete, dass es Schnitzl oder Backhendl gab, was ja wiederum erforderte, Küchenrolle zu haben, um das überschüssige Fett aufzusaugen. Servietten gab es zu Feiertagen. Papiertaschentücher nur, wenn ich, die leidgeprüfteste Allergikerin Niederösterreichs, die Taschentuchversorgung selbst übernahm. Und alle paar Wochen drang aus der Toilette der verzweifelte Schrei eines Familienmitglieds, woraufhin wir anderen dann hektisch durch das Haus liefen um vor der Toilettentür „Alternativen“ zu deponieren. Glauben Sie mir: Man kommt im Notfall auch ohne Toilettenpapier durch. ABER: Alles Toilettenpapier der Welt hilft nicht dagegen, sich Sorgen zu machen oder in der Enge des Hauses nervös zu werden. Daher ist das Wichtigste, nicht Toilettenpapier zu horten, sondern Bücher! Literatur ist unser Schlüssel zur Welt, Literatur entführt uns aus unangenehmen Situationen in ein anderes Universum, Literatur beruhigt, Literatur bringt weiter, Literatur ist die beste Art, die Zeit zu vertreiben und den Geist auf schönere Gedanken zu bringen. Falls Sie also das Bedürfnis verspüren, Hamster zu spielen, dann stopfen Sie sich Bücher in die Backen. Das ist das einzige Papier, das man wirklich braucht.
vea.kaiser@kurier.at
Kommentare